
LERCHE
ODER EULE?
Wer im Schichtdienst arbeitet hat oft
mit Schlafproblemen zu kämpfen. Was
der Arbeitgeber dagegen tun kann,
verrät Schlafexpertin Christine Lenz.
first class: Frau Lenz, wie wirkt es sich
aus, wenn Arbeitnehmer gegen ihren
Biorhythmus arbeiten?
Wenn Mitarbeiter nicht entsprechend
ihres Chronotyps arbeiten, befinden
sie sich immer in einem Social Jetlag.
Das erhöht das Risiko für kardiolo-gische
Erkrankungen oder Diabetes
Typ II. Auch eine verkürzte Schlafzeit
durch den Schichtdienst macht krank,
vermindert die Aufmerksamkeit und
erhöht die Fehlerquote. Der Mitarbei-ter
ist dann weniger freundlich und das
Risiko einer Depression steigt. Gerade
in Arbeitsbereichen, wo kaum Tages-licht
vorhanden ist, etwa in der Küche,
begegnen mir immer wieder depres-sive
Menschen. Es macht deshalb für
den Arbeitgeber durchaus Sinn, sich
zu überlegen, ob der Mitarbeiter eine
Eule, eine Lerche oder ein Normal-typ
ist. Gerade für die Extremtypen
Lerche und Eule ist die Anpassung eine
Herausforderung. Je länger sie gegen
ihre innere Uhr arbeiten, desto häufiger
werden sie krank.
Was ist überhaupt ein Chronotyp?
Chronotypen sind Verhaltensmuster.
Alle Menschen haben einen Schlaf-
Wach-Zyklus und die meisten davon
haben Präferenzen. Die Forschung
zeigt, dass unterschiedliche Typen zu
Rahmen von arbeitsmedizinischen
Untersuchungen können aber auch
Schlafstörungen thematisiert und
entsprechende Beratungen und
Schlaftrainings angeboten werden.
Um auf den Biorhythmus seiner An-gestellten
passend einzuwirken, kann
der Arbeitgeber Tageslicht-Leuchten in
dunklen Räumen installieren, die dann
entsprechend eingeschaltet werden.
Wenn ein Unternehmen etwas für
seine Angestellten tun möchte, um
sie länger, zufriedener und gesünder
im Job zu halten, sollte es überlegen,
ob Wechselschichten überhaupt nötig
sind oder ob man die Schichten etwas
verschiebt. Es kann gut funktionieren,
wenn man beispielsweise einer Eule
permanent die Nachtschicht überlässt.
Mit den Erkenntnissen aus der Chronobiologie
bekommt ein Hotelier eine
bessere Leistung, weil das Team wa-cher,
ausgeglichener und konzentrierter
ist. Durch den Fachkräftemangel ist es
umso wichtiger, die Mitarbeiter länger
zufrieden und gesund zu halten.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Carolin Merl
unterschiedlichen Zeiten funktionieren.
Unsere innere Uhr ist durch Uhr-Gene
definiert. Der äußere Taktgeber ist das
Licht beziehungsweise die Dunkelheit.
Damit synchronisiert sich der Chrono-typ
mit der inneren Uhr. Der Chronotyp
gibt Auskunft darüber, wann man am
leistungsfähigsten ist, wann man am
besten schläft oder isst. Der Chrono-typ
wird von unseren Genen und vom
Licht beziehungsweise von der Dunkel-heit
bestimmt. Auch die Jahreszeit, die
Sonne oder wann wir essen beeinflusst
den Chronotyp.
Welche Chronotypen gibt es?
Klassischerweise unterscheidet man
den Frühtyp, die Lerche, und den
Spättyp, die Eule. Die Lerche ist früh-morgens
putzmunter, dafür ist sie
abends gegen acht oder neun Uhr
bereits müde. Die Eule hingegen wird
erst zwischen acht und elf Uhr abends
richtig wach und geht erst spätnachts
ins Bett. Zwischen beiden gibt es den
anpassungsfähigen Normaltyp.
Was können Hoteliers tun, um dem
Schlafrhythmus ihrer Mitarbeiter ent-gegenzukommen?
Arbeitgeber können ihren Angestellten
Informationsmaterial zum Thema
Schlaf zur Verfügung stellen. Im
Das komplette Interview mit
Christine Lenz lesen Sie unter
www.gastroinfoportal.
de/lenz
20 8/2021 first class
Foto: Christine Lenz
Guter Schlaf