
Fotos: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
„Wir wollen Kinder
nicht abfüttern“
Mit großer Resonanz sind im Mai die
„Bayerischen Leitlinien Schulverpflegung“ im
Rahmen einer Fachtagung vorgestellt worden.
Warum bringt Bayern seine eigenen
Leitlinien? Diese Frage beantwor-tete
Hubert Bittlmayer, Amtschef im
Bayerischen Staatsministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten, ganz provokativ:
„Wir wollen die Kinder in den bayerischen
Schulen nicht abfüttern.“ In den Leitlinien
geht es darum, zu beschreiben, aber nicht
vorzuschreiben, wie eine gute, gesunde, quali-tativ
hochwertige, schmackhafte und zugleich
wirtschaftliche Schulverpflegung aussieht. Die
Theorie wird ergänzt durch praktische Tipps
zur Umsetzung. „Am Schluss müssen wir die
PS auf die Straße bringen“, lautete die an-schauliche
Begründung für den zweigeteilten
Aufbau durch Hubert Bittlmayer.
Latte liegt hoch
„Inhaltlich setzen wir uns die Latte hoch, frei
nach dem Motto von Da Vinci: Binde dei-nen
Karren an einen Stern“, ergänzte er bei
der Vorstellung der Leitlinien im bis auf den
letzten Platz besetzten Plenum. Den „Stern“
setzte Hubert Bittlmayer dabei gleich mit den
Schulverpflegung
AUF EINEN BLICK
Bayerische Leitlinien
Schulverpflegung (Auszug)
Aufbau:
Theoretischer Teil mit vier Leit-gedanken
Praxisbezogener Teil mit Orientie-rungshilfen
zu Rahmenbedingungen,
Kostentransparenz usw.
Die vier Leitgedanken:
Leitgedanke Gesundheit
DGE-Qualitätsstandards als Grundlage
Speisenangebot u. a. bedarfs- und
altersgerecht, abwechslungsreich,
vermehrt vegetarisch, schonend
zubereitet
g utes Hygienemanagement
Leitgedanke Wertschätzung
Integration ins Schulleitbild, schul-eigenes
Konzept
Kommunikation und Einbeziehung
aller Beteiligten
Leitgedanke Nachhaltigkeit
regionale, saisonale Lebens-mittel
bevorzugen
Mindestanteil regionaler Bio-
Ware definieren
außerdem Fairtrade-Produkte,
Tierwohl-Gedanke, bestands-erhaltende
Fischerei
Leitgedanke Ökonomie
transparente Kostenstruktur
Qualität und Preis anpassen
Download unter:
www.ernaehrung.bayern.de
vier Leitgedanken der Leitlinien: Gesundheit,
Wertschätzung, Nachhaltigkeit, Ökonomie.
Über DGE hinaus
Während die Leitlinien im Bereich Gesund-heit
als Grundlage die Qualitätsstandards für
Schulverpflegung der DGE setzen, gehen sie
mit den weiteren drei Leitgedanken darüber
hinaus. „Wertschätzung“ für eine gesunde,
regionale und nachhaltige Verpflegung soll
u. a. durch eine Integration der Schulverpfle-gung
ins Schulleitbild und die Verknüpfung
von Lehrplan und praktischem Erleben ge-schaffen
werden. Kommunikation nach innen
und außen und die Einbeziehung aller Betei-ligten
soll dabei unterstützen. Mit dem Leitge-danken
der Nachhaltigkeit appelliert man da-ran,
Verantwortung für die Umwelt und damit
auch für die (bayerische) Heimat zu überneh-men.
Daher soll in der Schulverpflegung auch
ein Mindestanteil an regionalen Bio-Produkten
definiert werden. Des Weiteren wird den Ver-antwortlichen
nahegelegt, Fairtrade-Produkte
sowie Fische aus bestandserhaltender Fischerei
zu wählen, ebenso Hersteller, die das Tierwohl
beachten. Zum Thema Ökonomie betonte
Hubert Bittlmayer, dass sie nicht alles bestim-men
sollte, schließlich ist Essen unser tägliches
Brot. „Zudem ist vieles denkbarer, als wir es
uns vorstellen“, ergänzte er.
Leitlinien als Instrument
Sein abschließendes Fazit: „Ich wünsche mir,
dass die Leitlinien wie ein gutes Musikinstru-ment
sind; dass sie als Resonanzboden etwas
zum Schwingen bringen und dass eine Me-lodie
entsteht, die wie ein guter Song nach-geahmt
wird.“ Damit dies gelingt, forderte er
dazu auf, sich bei der Umsetzung Unterstüt-zung
von den acht bayerischen Vernetzungs-stellen
Kita- und Schulverpflegung zu holen,
schließlich sei dem Staatsministerium die ge-meinsame
Umsetzung sehr wichtig. kir
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6-7 /2017 GVmanager 19