MEINUNG DIGITALISIERUNG
KLARTEXT!
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Digitalisierung
Ohne Digitalisierung funktioniert künftig
nichts mehr. Doch der Mensch verkennt
vielfach, was KI eigentlich bedeutet und
UNSER EXPERTE
Hurra! Wir digitalisieren! Doch halt: Was heißt das eigentlich?
Werfen wir alles Analoge einfach beiseite? Ist altbacken, und
wurde ohnehin nie recht genutzt? Falsch! Wer seinen Betrieb
digitalisiert, muss bereits analog perfekt aufgestellt sein. Viele
großartige Tipps aus Fachbeiträgen wie „Mit Zehn Schritten in die
Digitalisierung“ gehen deshalb in die falsche Richtung. Besser: ruhig
bleiben, ein Team zusammenstellen, Experten einkaufen und dann
besonnen loslegen. Schon klar: Ohne Digitalisierung funktioniert
künftig nichts mehr. Wer heute einen Termin bei der Behörde benötigt,
im hohen Rentenalter lebt, kein Internet hat, wird es schwer
haben, diesen überhaupt zu vereinbaren. Analog ist out. Aber genug
vom analogen Meckern. Richtig eingesetzt führt Digitalisierung zu
deutlich besseren Abläufen und Prozessen, bietet die Möglichkeit,
effizienter zu werden und eine 24/7-Verfügbarkeit sicherzustellen. Der
Lebensmittelhandel testet dies erfolgreich. In der Gemeinschaftsgastronomie
laufen Kassiervorgänge präzise per Kassenkamera z. B. von
Auvisus. Robotergesteuerte Kaffeecounter, z. B. von Knext, bieten
perfekte Kaffeeangebote und kleine Snacks an. Die Roboterküche von
Aitme stößt bis zu 100 Speisen/Std. aus, das 10-east-Berlin revolutioniert
die Betriebsverpflegung. Einen Robotercounter einfach mal
hinzustellen, bedeutet aber nicht, sich zu digitalisieren. Dazu gehört
mehr! Doch die meisten Betriebe sind technisch und physisch dazu
dass diese analog zu bewerten ist.
nicht in der Lage. Alle nutzen vermeintlich digitalisierte Systeme, die
nur mit Software des jeweiligen Herstellers perfekt funktionieren.
Sell & Pick beispielsweise bietet dagegen an, alle Systeme, vom wem
auch immer, zu vernetzen und gibt wirklich gute, praktikable Empfehlungen.
Dafür sind aber Verkaufsinformationen mindestens der
letzten zwölf Monate analog einzutippen – die nicht jeder hat. Merke:
KI ist doof wie „Hein Blöd“ und eben nicht intelligent. KI arbeitet nur
mit einer vorab festgelegten Matrix. Dies zeigt der „ConvoSense“
von Convotherm. Sind die Produktbilder der eingeschobenen Ware
nicht vorab definiert, inkl. Abweichungen, bietet der Kombidämpfer:
nichts. „Connected Cooking“
von Rational erleichtert die Arbeit des
Kochs, indem es cloudbasierte
Informationen auf sein Handy/Tablet
schickt. KI ist überall drin und arbeitet. Der Mensch verkennt vielfach
aber, was KI eigentlich bedeutet und kostet. Denn Informationen sind
später analog zu lesen und bewerten. Erst dann folgt die (menschliche)
Entscheidung.
Ich liebe digitale Technik und mag mir ein Leben ohne Handy und
Apps nicht mehr vorstellen. Denn: Versuchen Sie allein einmal, ohne
Navigation Ihr Ziel zu finden. Wo war noch die Landkarte und wie liest
man sie? Mögen Strom und Antennen uns gewogen bleiben, meine
Intelligenz ausreichen, um meine KI zu füttern, damit KI mir nutzt und
mich auch analog weiterbringt. Christian Kolb
CHRISTIAN KOLB
Tacheles über aktuelle Branchenthemen
zu reden, das ist Ziel unserer
neuen Serie. Den Input dafür liefert
FCSI-Mitglied Christian Kolb,
Inhaber von Artichoc Consulting und
Spezialist für Konzeptentwicklung,
Ablauf- & Prozessoptimierung im
Verpflegungsmarkt.
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