
Manager im Gespräch
KLEIN UND WENDIG
Mit elf Zimmern ist das neue Munich Rooms ein echtes Kleinod
der Münchner Hotelszene. Warum ein so kleines Konzept gerade
in Krisenzeiten Vorteile hat, erklärt Inhaber Selçuk Gürler.
first class: Herr Gürler, mit 11 Zimmern gehört
das Munich Rooms zu den kleinsten Hotels
der Stadt. Wieso haben Sie sich für ein so
überschaubares Konzept entschieden?
Herr Gürler: Wir sind auf der Suche nach klei-nen,
individuellen Hotelimmobilien für eine be-sondere
Zielgruppe in besonderem Ambiente
in Toplagen. Wirtschaftlich interessant ist ein
Hotel für einen Betreiber heute tatsächlich erst
ab 150 Zimmern. Weniger anfällig für Konjunk-turschwankungen
ist es ab 250 Zimmern.
Wir befinden uns aber weltweit in einem
Pandemiezustand und gerade in München
werden geringere Gästeankünfte von einer
hohen Anzahl von Bettenkapazitäten umwor-ben.
Das bedeutet schließlich Preisverfall bis
hin zu teilweise unter der Gewinnschwelle.
Daher ist es aus meiner Sicht wichtig, eine Nische zu suchen
und sich erfolgreich von den Ketten abzusetzen. Interessant
sind Objekte in sehr guten Lagen, die lange nicht renoviert
wurden oder ineffektiv arbeiten. Wir wollen die traditionelle
Hotellerie professionalisieren und digitalisieren. Frühstück
und Rezeptionisten soll es nicht geben, die Gäste checken
wie bei einem Low-Budget-Hotel selbst ein. Preislich und
von der Ausstattung her sollen sich die Räume dagegen
auf Vier-Sterne-Niveau bewegen.
Was sind die Vorteile eines solch kleinen Konzeptes?
Kleinere Hotels sind bei den Gästen derzeit gefragter.
Beim Abschwung, den wir gerade durchleben und der in
den nächsten Jahren weiter droht, könnten solche neuen
Konzepte sogar einen Vorteil gegenüber Hotels haben, die
eine große Anzahl von Zimmer auslasten müssen und dafür
auch einen hohen Personalaufwand haben.
Wie unterscheidet sich das Hotel von
anderen Häusern?
Munich Rooms unterscheidet sich durch seine
Funktionalität von anderen Hotels. Wir sind
sehr klein und müssen den Platz, den wir
haben, optimal nutzen. Das haben wir ge-schafft.
Es gibt keinen Leerraum im Hotel,
jeder Ort hat seine Funktion - darauf sind
wir sehr stolz. Zudem haben wir zukunftsori-entiert
in die Digitalisierung der Abläufe in-vestiert.
Unsere Gäste können z.B. mit dem
Smartphone den Haupteingang des Hotels
und das Hotelzimmer öffnen und dadurch
unabhängig und kontaktlos einchecken.
Ein Hotel in einer gerade für das Gastge-werbe
so schwierigen Zeit zu eröffnen, ist
sicherlich alles andere als leicht. Wie ha-ben
Sie die letzten Monate unter Corona
als Hotelier erlebt?
Wir erleben immer wieder Schwankungen. Aber nach
dem Lockdown waren wir besonders irritiert. Trotz die-ser
Schwierigkeiten sind wir aber seit der Neueröffnung
ZUR
PERSON
Selçuk Gürler ist der Gründer
und Inhaber des neuen
Munich Rooms Hotel an der
Herzogstraße in Schwabing,
München. An der Gestaltung
und Konzeptionierung des
Hotels war Gürler, der seit
1987 in der Hotelbranche aktiv
ist, maßgeblich beteiligt.
Wichtig war ihm dabei vor
allem, Schwabing einen Teil
seiner Tradition zu erhalten –
denn zuvor beherbergte das
Haus seit 1971 die historische
Pension Lord und Lina.
12 11/2020 first class
Foto: Munich Rooms