
FLAGSHIPS
Skandinavischer
A
Foto: Kiki Lento
Als Friederike Rost im Januar 2015 mit ihren
ersten 300 Zimtschnecken beim Streetfood
Festival in Köln aufschlägt, ahnt sie noch nicht,
was für ein turbulentes Wochenende ihr bevor-steht.
Nach wenigen Stunden ist die Ladung,
die eigentlich für das gesamte Festival gedacht
war, ausverkauft. Friederike setzt einen Notruf
an ihre Mutter ab, die infolgedessen zusammen
mit ihrer Tante das ganze Wochenende in der
Küche steht und nachproduziert.
Fünf Jahre später lacht sie über diese erste
Erfahrung. Unter dem Namen Kiki Lento hat
sie sich mittlerweile in der Streetfood-Szene
etabliert. Längst produziert sie die Zimtschne-cken
nicht mehr vor einem Festival, sondern
in ihrem selbstgebauten Stand, direkt vor den
Augen der Kunden. Bis zu 1.000 Zimtschnecken
am Tag gehen so durch ihren portablen Ofen
und über ihre Theke. Dazu gibt es selbstge-
kochte Saucen der Sorten Salz-Caramel,
Schoko, Himbeer, Erdbeer-Rhabarber und in
der Weihnachtszeit Bratapfel.
Eigentlich hat die heute 33-Jährige Freizeitma-nagement
studiert und war im Event-Bereich
tätig. Doch für den klassischen Bürojob ist sie
nicht gemacht, die Hierarchien engen sie ein
und beschneiden sie in ihrer Kreativität: „Ich
bekomme jedes Mal Schnappatmung, wenn
ich über ein Angestelltenverhältnis nachdenke“,
lacht sie. Auch im Angesicht der Corona-Krise
will sie möglichst lange unabhängig bleiben und
auf einen Nebenjob verzichten. Den finanziellen
Einbußen kann sie einigermaßen gelassen
entgegenblicken: „Ich bin im Gegensatz zu vie-len
anderen in der komfortablen Situation, dass
ich ein gutes Weihnachtsgeschäft gemacht
habe. Der finanzielle Puffer sollte zumindest bis
zum nächsten Winter reichen“, erklärt sie.
Umsatzgarant Weihnachtsmarkt
Das Weihnachtsgeschäft ist für Friederike
elementar und macht den größten Teil ihres
Jahresumsatzes aus. Der Erfolg ist vor allem
dem Produkt geschuldet, denn Zimtschnecken
funktionieren im Winter mindestens genauso
gut wie im Sommer. Auf dem Weihnachtsmarkt
im Kölner Stadtgarten kommen sie besonders
gut an. „Weihnachtsmärkte sind echt dankbar,
sehr gut besucht und die Leute haben total
Bock auf Zimtschnecken“, fasst Friederike zu-sammen.
Ihre Liebe zu dem skandinavischen
Gebäck entdeckte sie während ihres Auslands-semesters
in Schweden. Schon als Kind war sie
dort oft mit ihren Eltern unterwegs. „Ich bin ein
totaler Schweden-Fan. Zimtschnecken waren
für mich immer so ein Fernweh-Gebäck. Außer-dem
werde ich bei Hefeteig immer ein bisschen
spirituell: Die Arbeit mit ihm fasziniert mich
total. Und wenn Du die Hefe liebst, liebt sie Dich
zurück!“, scherzt sie.
Schon als junges Mädchen wollte „Kike“, wie
Freunde und Familie sie nennen, ihr eigenes
Café eröffnen. Um ihre Produkte zu testen,
machte sie die ersten Schritte im Streetfood-
Bereich. Das funktionierte so gut, dass sie
dabei blieb.
Dynamisch entschleunigen
Der Name Kiki Lento nimmt einerseits auf ihren
Spitznahmen Bezug und benennt andererseits
den Effekt, den Friederike mit ihren Speisen er-zielen
will: „Kiki, das hat sowas dynamisches
und das beschreibt mich als Person eigentlich
ganz gut. Lento hingegen ist das spanische
Wort für langsam. Ich will die Leute in eine Ent-schleunigung
bringen, sodass sie im Moment
ankommen, wenn sie meine Zimtschnecken
essen.“ Dabei achtet sie besonders darauf, ihre
Zimtschnecken möglichst umweltfreundlich zu
gestalten. Sie arbeitet mit regionalen und fair
gehandelten Waren und produziert durch den
Mit ihrem Streetfood-Konzept Kiki Lento zeigt
Friederike Rost vor allem eines: Zimtschnecken
gehen immer, im Sommer wie im Winter!
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