
größte Unterschied zwischen den Transpondertypen ist ihre Reichweite.
Die NFC-Variante für die Near Field Communication wird immer
dann eingesetzt, wenn ein Direktkontakt mit einem Reader, sprich
einem Lesegerät, stattfinden soll. Bei Bezahlvorgängen z. B. will man
ein Auslesen des Transponders auf größere Entfernungen natürlich ver-meiden.
Außerdem können NFC-Chips von Smartphones ausgelesen
werden. So wird unser Porzellan zum Werkzeug für Employer Branding,
Markenkommunikation und Verkaufsförderung.
Andere RFID-Transpondertypen, die also mit Radio Frequency
Identification arbeiten, können von Antennen über größere Entfer-nungen
erkannt werden und eignen sich vor allem zur Überwachung
von Transportwegen und Lagerbeständen.
Alle Transponder haben eine einzigartige ID-Nummer. Jeder Artikel
erhält also eine individuelle Identität und kann in einer cloudbasierten
Datenbank mit beliebig vielen Informationen verknüpft werden.
Wo macht RFID-Technologie in der Gemeinschaftsgastronomie Sinn?
Worin liegen die Vorteile gegenüber Barcodes, QR-Codes und anderen
optischen Erkennungssystemen?
Reiner Franz, Produktmanager, Sense-IT: Vorteile spielt RFID gegen-über
optischen Markierungen immer dann aus, wenn viele Dinge au-tomatisch
erkannt und gebucht werden sollen. Dies ist insbesondere
für die Unterstützung der Logistik sehr praktisch. Aktuelle Bestände
werden jederzeit erfasst und die Nachvollziehbarkeit von Material-strömen
wird ohne großen Dokumentationsaufwand sichergestellt.
Man sieht z. B. stets, wo sich welche konkreten Porzellanartikel be-finden,
wann sie transportiert, genutzt oder gespült worden sind und ob
es Fehlbestände gibt. Nachbestellungen und Transportaufträge können
so automatisiert werden.
Beeindruckt sind Interessenten auch immer, wenn sie erleben, wie
schnell und zuverlässig Inventuren mit RFID-Technologie, auch von
ungeschultem Personal, durchgeführt werden können. Gegenstände
müssen nicht einzeln angefasst und umgedreht werden, das Kriechen
unter z. B. Tische bleibt weitgehend erspart. Hier sind Erfassungen mit
Barcodes deutlich anstrengender und zeitintensiver – von klassischen
Inventarnummern ganz zu schweigen.
Die RFID-Technologie trägt also zur Digitalisierung von Betriebsres-taurants
und Mensen bei. Was genau wird damit automatisiert?
Katharina Weiss, Mitglied der Geschäftsleitung, Avus Gastro: Wenn
RFID im Spiel ist, kann jedes Betriebsrestaurant voll digitalisiert werden.
Dabei ist jedes Kundenkonzept individuell gestaltet, sodass die Soft- und
Hardwarelösungen genau auf die Anforderungen des Kunden passen.
Unsere Erfahrung mit RFID-Projekten reicht dabei mehr als 15 Jahre
zurück. Mittlerweile werden mithilfe von RFID nicht nur Logistik- und
Lagerhaltungsprozesse vereinfacht, sondern auch Bezahlprozesse un-terstützt.
Kahla-Teller mit RFID-Transpondern werden z. B. über die
smarte Theke gereicht, in die eine Antenne verbaut wurde. Die Spei-seninformation
wird unsichtbar für den Gast mit der Transponder-ID
verknüpft. Den Vorteil der Digitalisierung genießt vor allem der Kunde:
So kann er in seiner kurzen Mittagspause die schnelle Selbstzahler-kasse
nutzen. Er stellt das Tablett mit allen getaggten Geschirrteilen
an der Kasse ab und genau hier erfolgt das vollautomatische Übermit-teln
der Informationen, sodass der Betrag eigenständig und bargeldlos
bezahlt werden kann. Das spart langes Anstehen und ermöglicht dem
RFID-TECHNOLOGIE MARKT
Personal, mehr Zeit in die Warenpräsentation und den Abverkauf zu
investieren. Das ist eine von vielen Prozessoptimierungen, die wir mit
unserer RFID-Lösung Avus Smart-Cap für die Gemeinschaftsverpfle-gung
4.0 anbieten. Derzeit werden bereits mehr als 20.000 Essen pro
Tag in 14 Betriebsrestaurants namhafter Unternehmen auf diese Weise
abgerechnet.
Noch einmal zurück zu den NFC-Chips, die mit dem Smartphone
ausgelesen werden können. Inwiefern profitieren Gastgeber von dieser
vermeintlichen Spielerei?
Carsten Kehrein, Bereichsleiter Design, Rastal: Dabei geht es um ak-tive
Kundeninteraktion und Gamification, also das spielerische Ver-mitteln
von Informationen und Werbung – in Echtzeit. Ein Beispiel:
Eine Coffeeshop-Kette verkauft den To-go-Becher Kahla Cupit an ihre
Kunden. Jeden Morgen verbindet sich der Kunde via NFC-Smartphone
mit seinem Becher und erhält einen Coupon, ein besonderes Angebot,
eine Produktneuheit, ein Rezept oder ein Gewinnspiel. Das steigert die
emotionale Bindung und den Umsatz.
Anderes Beispiel: Ein Arbeitgeber versorgt seine Mitarbeiter und
Azubis mit kleinen Trainingseinheiten in freundlichen Häppchen, viel-leicht
in Form eines Quiz, das während der Kaffeepause durchgeführt
werden kann, und überrascht mit Einladungen und motivierenden
Worten.
Die URL, also die Webanwendung, zu der die Transponder verlinken,
kann dank einer Cloud-Lösung von überall aus vollkommen unkom-pliziert
und in Sekundenschnelle geändert werden. Unterschiedliche
Kunden oder Zielgruppen können zur gleichen oder auch zu verschie-denen
Seiten weitergeleitet werden. Jeder Transponder kann ganz
individuell programmiert werden, auch dann noch, wenn die Becher
längst auf dem ganzen Globus verteilt wurden. Der Datenschutz wird
natürlich vollumfänglich gewährleistet. Das ist One-to-One-Marketing
der nächsten Generation.
Können Interessierte das smarte Porzellan irgendwo testen? Gibt es
Mindestbestellmengen?
Sheila Rietscher: Auf unserem Internorga-Stand in Halle B7, Stand
415.2 laden wir jeden Messebesucher dazu ein, ausgiebig mit uns und
unserem intelligenten Geschirr zu interagieren. Auch wir wollen lernen,
welche Ideen unsere Besucher mitbringen. Später werden unsere Han-delspartner
die kompetente Beratung übernehmen.
Die smarten Tassen können ab 500 Stück bestellt werden.
Forschen Sie bereits an weiteren Anwendungen?
Dr. Anja Linnemann, Research Manager, Fraunhofer Institute for Ap-plied
Information Technology FIT Schloss Birlinghoven: In der Tat erfor-schen
und testen wir bereits Lösungen für das automatisierte Tarieren
von Geschirr in Mensen und der Betriebsgastronomie, die Kommu-nikation
von Maschinen und Automaten mit Porzellanartikeln, das
Tracking von Reinigungsprozessen im Cateringgewerbe, Diebstahl-sicherung,
Verschleißkontrolle usw. Auch der Einsatz des smarten
Geschirrs für die personalisierte Verpflegung im Care-Bereich, um
z. B. individuelle Diätpläne umzusetzen oder für das Nachverfolgen von
Sterilgütern sind vielversprechende Anwendungsfelder und Aufgaben
für das Expertengremium rund um Kahla.
Herzlichen Dank für die Informationen! kir
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