
Fotos: privat
MEINUNG NACHHALTIGKEIT
Nachhaltig – aber wie?
Drei Parteien wirkten bei
der Entwicklung des Nach-haltigkeitsmoduls
des TÜV
Rheinland mit: Wer dabei
welche Rolle eingenommen
hat und wie daraus eine
stimmige Zertifizierung
wurde, haben uns die
Beteiligten verraten.
Prof. Dr. Volker Peinelt Manuel Potthoff Horst M. Kafurke
im Team diskutiert und in der Praxis auf Taug-lichkeit
getestet. Auch heute bin ich noch in
die Entwicklung und Kontrolle aller Funktionen
des Zertifizierungstools im Auftrag der Hoch-schule
Niederrhein eingebunden.
Gibt es bereits Überlegungen, das Nachhaltig-keitsmodul
noch weiter zu denken?
Da die Überarbeitung des Nachhaltigkeits-moduls
erst kürzlich beendet wurde, ist noch
nicht an eine erneute Überarbeitung gedacht.
Selbstverständlich beobachten wir die Ent-wicklung
und werden den Fragenkatalog oder
die Kommentare ggf. modifizieren. Hierbei
wird es keine Schnellschüsse geben, Vorschläge
für Änderungen werden sorgfältig geprüft.
Ist es aus Ihrer Sicht denkbar, eine ähnliche
Zertifizierung auch für die klassische Gastro-nomie
zu entwickeln?
Zwischen der klassischen Gastronomie und
der Gemeinschaftsgastronomie gibt es viele
Übereinstimmungen. Ich denke da z. B. an
die Qualität der Speisenangebote oder die
einwandfreie Hygiene. Diese Themen können
in beiden Bereichen sehr ähnlich bewertet
werden. Auch bei der Nachhaltigkeit könnte
ich mir eine Ausweitung unserer Zertifizierung
auf die klassische Gastronomie vorstellen. Dies
müsste dann mit dem TÜV Rheinland auf Um-setzbarkeit
diskutiert werden.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
PROF. DR. VOLKER PEINELT, EMERI-TIERT,
HOCHSCHULE NIEDERRHEIN
MÖNCHENGLADBACH, FACHBE-REICH
OECOTROPHOLOGIE:
Welche Motivation steckte hinter der Ent-wicklung
des Nachhaltigkeitsmoduls?
Die Gemeinschaftsgastronomie darf das
Thema Nachhaltigkeit nicht ignorieren. Sie
sollte vielmehr als Vorreiter auftreten und
dies mit einer professionellen Organisation be-weisen.
Leider wird der Begriff Nachhaltigkeit
inzwischen inflationär benutzt – ohne klare
Definition. Daher kommt es vor, dass man bei
einer Prüfung den Betrieben freie Hand lässt,
was sie als nachhaltige Maßnahmen angeben.
Somit sind aber diese Leistungen der Betriebe
nicht mehr vergleichbar. Wir wollten diese Un-klarheit
bei der Bewertung mit unserem neuen
Zertifizierungskonzept beseitigen.
Welche Rolle haben Sie während der Entwick-lung
eingenommen?
Die Entwicklung des neuen Nachhaltigkeits-moduls
erfolgte im Team, das aus Vertretern
der Praxis, des TÜV Rheinlands und der Hoch-schule
Niederrhein zusammengesetzt war.
In diesem Team bestand meine Aufgabe
in der Entwicklung von Vorschlägen für eine
ganzheitliche Umsetzung der Nachhaltigkeits-thematik
unter Berücksichtigung des bishe-rigen
Prüfansatzes. Diese Vorschläge wurden
MANUEL POTTHOFF, M. SC. OEC.
TROPH., PROJEKTMANAGEMENT
CUSTOMIZED AUDITING SOLUTIONS,
TÜV RHEINLAND CERT:
Welche Überlegung steckte hinter der Ent-wicklung
des Nachhaltigkeitsmoduls?
Der TÜV Rheinland verfügt über entspre-chendes
Know-how zum Thema Nachhaltigkeit
in der Gemeinschaftsgastronomie und wollte
dieses auch den GV-Betrieben zur Verfügung
stellen. Mit dieser Zertifizierung leisten wir
einen weiteren Beitrag dazu. Außerdem gab
es diesbezüglich von mehreren Unternehmen
den ausdrücklichen Wunsch, eine Nachhaltig-keitszertifizierung
für die Gemeinschaftsgas-
tronomie zu entwickeln und anzubieten.
Wie lange hat die Entwicklung des Moduls
insgesamt gedauert? Wie schwierig war es
aus Ihrer Sicht, alle Parteien und Meinungen
unter einen Hut zu bringen?
Die Entwicklung hat etwa ein Jahr gedauert
und wurde federführend von der Hochschule
Niederrhein begleitet. Der TÜV Rheinland ge-hörte
zu dem dafür gegründeten Arbeitskreis.
Unsere Aufgabe bestand darin, Rückmeldung
zu geben, ob die von der Hochschule entwi-ckelten
Kriterien überprüfbar sind.
Aus meiner Sicht war es nicht schwierig, da
alle auf ein gemeinsames Ziel fokussiert waren:
Nachhaltigkeit in der Gemeinschaftsgastro-
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GVMANAGER 3/20