
Fotos: KErn
Gäste mehr stupsen
Der Schokoriegel an der Kasse ist im LEH seit Jahren gang und gäbe. Wird er gegen Obst
getauscht, wird ein gesunder „Nudge“ daraus. Weitere Nudging-Ideen und -Tipps speziell für
GV-Betriebe haben wir im Folgenden zusammengetragen.
Nudging, auf deutsch anstupsen oder
anregen, versucht das Verhalten von
Menschen auf vorhersagbare Weise
zu beeinflussen – ohne dabei auf Verbote,
Gebote oder ökonomische Anreize zurück-zugreifen.
Das lässt sich in verschiedenen
Kontexten, wie auch der Gesundheitspräven-tion,
nutzen. Dass Nudging auch wunderbar
und ohne großen Aufwand in GV-Betrieben
funktioniert, hat unter anderem das Kompe-tenzzentrum
für Ernährung (KErn) in Bayern
im Rahmen von Modellprojekten ausgelotet.
Daraus wurden konkrete Handlungsempfeh-lungen
und Leitfäden abgeleitet, die kostenlos
heruntergeladen werden können. Um den
Ansatz noch mehr in die Praxis zu bringen, gibt
es bayernweit nun auch spezielle Workshops
und einen Wettbewerb.
Was Betriebe der Gemeinschaftsgastro-nomie
sich aus den bisherigen Erfahrungen
abschauen können, haben wir Christine Röger,
Bereichsleitung Wissenschaft und stv. Leitung
des KErn, gefragt:
Frau Röger, wie lässt sich Nudging auf die
GV-Branche herunterbrechen?
Nudging zählt zu den sogenannten setting-
orientierten Ansätzen und lässt sich in vielfäl-tigen
Umgebungen einsetzen. Für GV-Einrich-tungen
bedeutet Nudging, das äußere Umfeld
so zu verändern, dass die Gäste die gesund-heitsförderliche
Alternative als die attraktivste
wahrnehmen und auswählen. Dies geschieht
z. B. durch gezielt ausgewählte Farben, die
Häufigkeit des Angebots oder eine besondere
Beleuchtung.
Wo endet Nudging, wo beginnt eine Be-schränkung
der Wahlfreiheit?
Nudging endet immer dort, wo die Wahlfrei-heit
beschränkt ist oder massive ökonomische
Reize gesetzt werden, z. B. Verteuerung oder
Verbannung bestimmter Produkte.
Was sind Ihre Top-Nudging-Maßnahmen?
Wir wissen, dass alleine die Häufigkeit des An-gebots,
z. B. von Wasserflaschen, geschickt
platzierte Emoticons, wie Smileys auf Vollkorn-brot,
oder mündliche Verhaltenshilfen („Willst
Du noch einen Apfel mitnehmen?“) sehr gute
Wirkungen erzielen. Doch nicht immer sind die
Erfolge bei allen die gleichen.
NUDGING-WETTBEWERB
Was? „Ideen zum Anbeißen“ ist ein
Wettbewerb für die besten
Nudging-Ideen in bayerischen
Verpflegungseinrichtungen,
von der Betriebsgastronomie
bis hin zu Schule und Kita
Wie? Idee inkl. Beschreibung,
Bild/Skizze sowie grobem Kostenplan auf der
Wettbewerbs-Homepage einreichen:
www.ideen-zum-anbeissen.de
Wann? noch bis Ende Juni 2020
Preis? Der Preis ist mit 10.000 € dotiert und
kann auf mehrere Projekte aufgeteilt werden.
Der Höchstgewinn liegt bei 1.000 €.
Weitere Informationen und Beispielmaßnahmen
für erfolgreiches Nudging: www.kern.bayern.de
24 PRAXIS NUDGING
GVMANAGER 3/20