
Foto: Steffen Walter Studios
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Simon Kolar ist Guerilla Chef der
ersten Stunde. Was sich hinter
dem Netzwerk verbirgt, das dank
der Unterstützung des Institute of
Culinary Arts gegründet wurde,
und welche Motivation dahinter
steckt, hat er uns erzählt.
Jetzt mal ehrlich!
Simon, wie ist die Idee zum Netzwerk, den Guerilla Chefs, entstanden?
Gerhard Bruder, der Präsident des Institute of Culinary Arts (ICA),
hatte mich bezüglich des ICA-Netzwerktreffens angerufen und ge-fragt,
ob ich vor Ort kochen möchte. Weitere Köche zur Unterstützung
habe ich mir über Instagram selbst gesucht. Ich habe einfach in einer
Insta-Story dazu aufgerufen und hatte innerhalb von ein, zwei Stunden
30 Rückmeldungen von Köchen, die dabei sein wollten.
Das hat uns gezeigt, dass heute Dinge wie Leidenschaft, Spirit und
Familiengefühl viel wichtiger im Job sind, als alles andere. Und daraufhin
haben wir dann das Netzwerk der Guerilla Chefs ins Leben gerufen.
Was genau bzw. wer verbirgt sich hinter den Guerilla Chefs?
Die Guerilla Chefs sind ein Netzwerk von jungen, motivierten Men-schen,
die ihre Zukunft in der Gastronomie sehen, die Leidenschaft fürs
Kochen haben und diese auch wieder in den Beruf bringen wollen. Dabei
unterscheiden wir nicht zwischen gelernten und ungelernten Köchen
oder Kochbegeisterten. Jeder, der unsere Werte vertritt, kann Mitglied
werden. Aktuell sind es geschätzt etwa 70 Prozent Mitglieder, die (un-)
gelernte Köche oder Mitarbeiter aus gastronomischen Betrieben sind,
und 30 Prozent kochaffine Privatpersonen.
Eines unserer wichtigsten Merkmale ist es, dass wir ein Open-Source-
Netzwerk sind: Die Mitgliedschaft ist kostenfrei. Das Einzige, was man
STECKBRIEF
Name: Simon Kolar
Alter: 30 Jahre
Position: Mitgründer der Guerilla Chefs, selbstständiger Gastronom
Werdegang: Studium im Bereich Hotel-, Tourismus- und Event-management;
Abbruch vor dem Abschluss, um mit seiner Mutter
ein eigenes Restaurant (Weingärnter, Mannheim) aufzumachen,
das 2019 aus Zeitmangel geschlossen wurde; Mitgründung des
ICA-Netzwerks Guerilla Chefs in 2019; neues Restaurant für 2020
geplant; das Kochen hat er von seiner Mutter sowie aus Büchern und
YouTube-Videos erlernt
wissen muss: Wer Full Member sein möchte, sollte mindestens einmal
im Rahmen unserer Livecooking-Events oder Workshops mit von der
Partie sein.
Welche Vorteile bringt das Netzwerk für Köche/Kochazubis darüber
hinaus mit? Warum sollte man sich euch anschließen?
Unser Netzwerk lebt sehr von seinen Mitgliedern: Wer eine Frage hat,
bekommt bei uns auch eine Antwort oder erhält auch mal die Mög-lichkeit,
hinter die Kulissen eines anderen gastronomischen Betriebes
zu schauen. Wir sind eine große Familie mit einem klaren Codex: Wir
unterstützen uns gegenseitig, so etwas wie Mobbing hat bei uns keinen
Platz. Insbesondere für Azubis kann dies ein großer Mehrwert sein, da
sie auf diese Weise auch ihr Selbstbewusstsein stärken können.
Darüber hinaus kann jedes Mitglied unsere kostenfreie Online-
Academy nutzen: Hier gibt es zweimal wöchentlich Lerninhalte, die wir
per Video bereitstellen. Darin zeigen wir z. B., wie man Liquid Smoke
selbst herstellt, Steaks richtig brät oder Kuvertüre richtig temperiert.
Die Academy soll dabei keine Ausbildung ersetzen, aber Köche bzw.
Kochbegeisterte sollen die Möglichkeit erhalten, sich Wissen anzu-eignen,
das ihnen in ihrem (Lehr-)Betrieb vielleicht nicht vermittelt
wurde.
Warum ist der Beruf des Kochs deiner Meinung nach nicht (mehr)
sexy? Liegt es am häufig zitierten „schlechten Ruf“?
Jein! Das schlechte Image des Kochberufs kann ich nur bedingt un-terschreiben.
Der raue Ton in der Küche ist etwas, das Köche oftmals
auch wollen. Und damit meine ich nicht, dass man unmenschlich mit-einander
umgeht. Viele Köche feiern aber den Stress in der Küche und
das Adrenalin, das dabei entsteht, wenn viel zu tun ist und man auch
mal mit Kollegen aneckt, danach aber wieder zusammensitzt und auf
den gelungenen Abend anstößt.
Das, was Köche dazu bringt, ihren Beruf hinter sich zu lassen, ist
vielmehr die fehlende Wertschätzung für den Beruf. Mit unserem
Engagement
wollen wir den Gästen die Köche hinter dem Teller wieder
näherbringen und diesen zeigen, dass jemand mit viel Liebe und Herz-blut
an einem Gericht gearbeitet hat. Deshalb sind uns die Livecook-ing-
Events auch so wichtig.
GVMANAGER 3/20