
HOCH
HINAUS
Mit 27 Jahren führt Jacqueline
Rieger gleich drei Häuser von
a&o in Köln. Ein Gespräch über
Alter und Führungsqualitäten.
first class: Frau Rieger, mit 27 Jahren gehören Sie sicher-lich
zu den jüngeren Führungskräften in der Branche.
Haben Sie mehr zu kämpfen als ältere Kollegen?
Jacqueline Rieger: Alter ist für mich nie ein Kriterium gewe-sen.
Ich verbinde damit auch keine besonderen Vor- oder
Nachteile. Nur weil du jung bist, heißt das nicht, dass du keine
gute Führungskraft bist. Umgekehrt macht Lebenserfah-rung
dich nicht automatisch zu einer guten Führungskraft.
Ausschlaggebend sind Leistung und soziale Kompetenz.
Was haben Sie getan, um in die Rolle als Führungskraft
hineinzuwachsen?
Es ist tatsächlich so: Du wächst mit deinen Aufgaben. Mein
duales Studium und das Trainee-Programm haben mich
Mitarbeiter
schrittweise an meine Rolle her-angeführt
– Tätigkeiten und Ver-antwortung
nahmen peu à peu zu.
Was haben Sie in den ersten
Monaten als Leitung der drei
Hostels verändert?
Ich glaube, ich bin etwas stren-ger
geworden und habe gelernt,
schneller durchzugreifen. Gerade
wenn man wie ich zwischen drei
Häusern agiert, hat man oft keine
Zeit für große Diskussionen. Zeit-management
spielt außerdem
eine große Rolle. Trotz der drei
Häuser muss man sich Zeit für
jeden Mitarbeiter nehmen, denn
nichts ist wichtiger als ein inten-
siver Austausch mit dem Team.
Welche Voraussetzungen sollte
JUNGE
TALENTE
Jacqueline Rieger (27) kann
bereits jetzt einen beein-druckenden
Lebenslauf
vorweisen: Mit nur 24 Jahren
begleitete sie die Eröffnung
des a&o Bremen und über-nahm
anschließend dessen
Leitung. Nach zwei Jahren zog
es sie zurück in die Heimat, wo
sie nach einem Zwischenstopp
bei Eurest die drei Kölner a&o
Häuser Köln Hauptbahnhof,
Köln Dom und Köln Neumarkt
mit insgesamt 244 Zimmern
und 711 Betten übernahm.
man als Führungskraft in Ihren Augen noch erfüllen?
Man muss Fehler und auch mal andere Meinungen zulassen
können. Die Fähigkeit zuzuhören ist enorm wichtig. Und du
brauchst ein dickes Fell und darfst nicht alles zu nah an dich
herankommen lassen.
Gleich drei Häuser auf einmal zu leiten bietet sicher-lich
die ein oder andere Herausforderung. Wie sieht Ihr
Arbeitsalltag
zwischen den drei Standorten aus?
Ich habe jeden Tag und jede Woche meine Aufgaben, die
ich auf jeden Fall erledigen muss. Aber ansonsten ist das
alles sehr spontan. Ich versuche schon, jeden Tag in jedem
Haus zu sein, aber das klappt leider nicht immer, auch weil
wir unser Haus am Hauptbahnhof im Moment umbauen. Es
hilft, dass die zwei kleineren Häuser, a&o Köln Hauptbahn-hof
und a&o Köln Dom, nur fünf Autominuten voneinander
entfernt liegen und auch zum Haus Köln Neumarkt sind es
von dort aus nur zehn Minuten. Außerdem habe ich halb-tags
Unterstützung durch einen Kollegen, der nach dem
Rechten sieht, wenn ich nicht kommen kann.
Was können Sie anderen jungen Führungskräften mit auf
den Weg geben?
Man sollte das Ziel nicht aus den Augen verlieren und vor
allem nicht aufgeben. Mir war schon relativ früh klar, dass
ich hoch hinaus will. Man darf aber auch nicht zu schnell zu
viel wollen. Ich musste auch erst einmal meine Erfahrungen
machen. Ich stand auch an der Spüle, habe den Boden ge-schrubbt
und Betten bezogen. Um die Mitarbeiter wirklich zu
verstehen, muss man ihren Job auch einmal gemacht haben.
Vielen Dank für das Gespräch! ben
first class 1-2/2020 61
Foto: a&o Hotels and Hostels