
Nur so ist Transparenz möglich!“, for-dert
Bio-Wirt Christian Wandl: „Dem
Konsumenten ist die Herkunft wichtig,
aber er hat keine Möglichkeit zu über-prüfen,
woher die Produkte kommen
und kann daher keine bewusste Ent-scheidung
es in der Hand, zum Gamechanger zu
werden und uns zu den Themen Nach-haltigkeit,
Klimaschutz und Tierwohl zu
bekennen.“ Sicher können sich Gäste
in jenen Restaurants und Hotels sein,
die ein Siegel einer unabhängigen Bio-
Kontrollstelle tragen (z. B. Austria Bio
Garantie oder BIKO-Tirol). Bestmögli-che
Transparenz bietet die Hotelverei-nigung
Bio Hotels, zu welcher auch der
Leutascherhof gehört. Alle Bio Hotels
verpflichten sich zu einer Zertifizierung
und leben die Themen Bio und Nach-haltigkeit
treffen. Wir Wirte haben
BETROGENES GEWISSEN
Greenwashing ist nicht nur Verbrauchertäuschung, sondern schadet auch
dem Image der Umweltbewegung. Carola Portenlänger, Betriebsbetreuerin
von den Bio Hotels, über Glaubwürdigkeit und falsche Zertifizierungen.
first class: Greenwashing wird auch in der Hotel-lerie
zu einem wachsenden Problem. Haben Sie
ähnliche Beobachtungen gemacht?
Carola Portenlänger: Die Themen Bio und Nach-haltigkeit
rücken in der Hotellerie immer mehr in
den Fokus. Es ist aber leider so, dass diese Be-griffe
gerade in der Hotellerie inzwischen auch
häufig verwendet werden, obwohl vielfach keine
nachvollziehbaren Umsetzungen im Food und
Non-Food Bereich zu entdecken sind. Daher ist
es uns besonders wichtig, aktiv gegen Greenwa-shing
in der Hotellerie vorzugehen.
Wie schaden Hotels, die Greenwashing betreiben, der
Klima- und Umweltbewegung?
Sie schaden ihr dadurch, dass sie nicht glaubwürdig sind
und der Begriff leider immer mehr verwässert wird. Auf die
Spitze getrieben wird das Greenwashing aus unserer Sicht,
wenn die Bezeichnung Bio im Restaurant- oder Hotelnamen
geführt wird, obwohl sich der Betrieb keiner Bio-Zertifizierung
unterzieht. Wenn man sich Bio-Hotel nennt, der Bio-Anteil
aber sehr gering ist, kommt das einer bewussten Konsumen-tentäuschung
gleich.
Welche Risiken birgt diese falsche Darstellung für den
Hotelier?
Grundsätzlich ist es schlechtes Marketing, wenn ein Hotel
andere Dinge verspricht, als es dann anbietet. Der Gast wird
enttäuscht und verliert das Vertrauen.
in allen Hotelbereichen.
In Sachen Nachhaltigkeit gibt es eine wahre Siegelflut,
die mit ihren Vorgaben und Ansprüchen stark variiert. Wie
sehen Sie diese Entwicklung?
Viele Siegel versprechen etwas, das nicht kontrolliert wird.
Oftmals kümmert sich keiner darum, ob das Haus auch um-setzt,
was nach außen kommuniziert wird. Bei den Bio Hotels
unterzieht sich jedes Haus mindestens zwei Mal jährlich einer
Bio-Zertifizierung durch eine unabhängige Bio-Kontrollstelle.
Zudem unterziehen wir uns auch einer CO2-Bilanzierung, bei
welcher unser CO2-Fußabdruck berechnet wird.
Wie können Außenstehende zwischen wirklich nachhalti-gen
und vermeintlich nachhaltigen Hotels unterscheiden?
Indem sie die Siegel prüfen und im Hotel nachfragen, ob
und wie das, was versprochen wird, umgesetzt wird. Oft wird
ja nur behauptet, das Hotel sei nachhaltig und niemand
weiß, was das dann bedeutet. Wenn Nachhaltigkeit kein
wirkliches Anliegen des Hoteliers ist und nur aus Marketing-gründen
verfolgt wird, dann hat es langfristig keine Chance
auf wirklich glaubwürdige Umsetzung.
Welchen Vorteil hat ein wirklich nachhaltiges Hotel auch
für die Betreiber?
Man kann das leben, wovon man überzeugt ist. Es fördert auch
das gute Gewissen, wenn man nicht nur an Gewinnmaximie-rung
denkt, sondern langfristig an Mensch und Natur. Damit
stellt man auch die gesunde wirtschaftliche Entwicklung des
eigenen Betriebs sicher.
Herzlichen Dank für das Gespräch! ben
Carola Portenlänger
Nachhaltigkeit
40 1-2/2020 first class
Foto: Bio-Hotels