
Kunden direkt
gewisse Assoziationen. Die
Menschen verstehen, was es in unserem
kleinen Kiezladen
zu kaufen und zu essen
gibt“, erklärt die junge Gastgeberin den Hin-tergedanken.
In Anlehnung daran entstand
auch der Name „Vetzgerei“. „Dieser ist na-türlich
mit einem gewissen Augenzwinkern
zu betrachten. Aber man begreift schnell,
dass es sich bei unserem Konzept um ein
handwerkliches, pflanzliches Pendant han-delt“,
ergänzt Sarah
Pollinger.
Vurstsalat, Beißer & Co.
So oder so macht der Name neugierig. Selbst
wenn Interessierte gar nicht vegetarisch
oder vegan leben. „Wichtig ist uns, dass wir
mit den Leuten ins Gespräch kommen. Und
der Name, aber auch unser Konzept garan-tieren
das“, berichtet die Inhaberin, die seit
2014 selbst vegan lebt. Damals setzte sie sich
aufgrund ihrer veränderten Lebensweise
das erste Mal mit fleischlosen Alternativen
auseinander. „Natürlich gab es gute indust-rielle
Alternativen, aber ein Ladengeschäft,
das berät und ein Gesicht hat, das gab es bis
dato nicht“, resümiert Sarah Pollinger.
Mitte 2016 hatten sie und ihr Mann
dann die Idee, ein pflanzliches, hand-werkliches
Pendant in Anlehnung an den
klassischen Metzger zu etablieren. Etliche
Rezept-Versuche, zig Ladenbesichtigungen,
einen experimentierfreudigen Metzger
und anderthalb Jahre später war es dann
endlich soweit: Die beiden eröffneten die
Vetzgerei. Seitdem bieten sie nicht nur haus-gemachte
Die Vetzgerei –
Berlin
MITARBEITER 7 SITZPLÄTZE 10
Engelkamp
fleischlose
Aufstriche auf Seitan-
Haferflocken-Basis an – auch Curryvurst,
Miriam Soja-Gulasch,
Vurstsalat, Beißer & Co. fin-den
sich in der Metzger-ähnlichen (heißen)
Zurek,Theke. Da es den Pollingers aber nicht nur
um das Angebot von Eins-zu-eins-Ersatzpro-dukten
Monika geht, gibt es auch Rote-Bete-Knödel,
Sellerie-Schnitzel und Zucchinifrikadellen.
Vetzgerei,Letztere
sind das absolute Lieblingsprodukt
von Sarah: „Erstens handelt es sich dabei
nicht um ein klassisches Imitat und zwei-tens
Die sind sie geschmacklich einfach wahn-sinnig
Fotos:gut. Dazu ein frischer, grüner Salat
und ich bin rundum zufrieden.“
24 STUNDEN GASTLICHKEIT 6/2019 25 Es schmeckt
Auch die Gäste, die nach eigenen Angaben
meist zwischen 25 und 55 Jahre alt sind,
freuen sich über das Angebot. „Unseren
Gästen ist das Handwerk und die Quali-tät
ebenso wichtig wie uns selbst. Manche
kommen einfach, weil es ihnen schmeckt,
auch wenn sie sich gar nicht fleischlos er-nähren“,
berichtet die studierte Betriebs-wirtschaftlerin.
Sogar Stammkunden, die
seit der Eröffnung regelmäßig kommen,
gibt es. Für Sarah Pollinger ist das aufre-gend.
Gleichzeitig bekräftigt es die Sinn-haftigkeit
des Konzepts: „Am Anfang war
es ja nur eine Idee und der Wunsch von
meinem Mann und mir, handwerkliche
Fleisch-Ersatzprodukte in einem bestimm-ten
Rahmen zu erhalten. Damals dachten
wir, dass bestimmt auch andere Leute da-ran
Interesse haben würden.“ Jetzt haben
die beiden die Bestätigung.
Und die Vetzgerei kann wachsen: Mittler-weile
sind die meisten Abläufe und Rezepte
standardisiert, zusätzliche Mitarbeiter, dar-unter
ein gelernter Koch, wurden eingestellt
und das Produktportfolio wird größer und
größer. Sogar weitere Filialen können sich
Sarah und Paul Pollinger vorstellen.
Vorher stehen aber noch ein paar andere
Punkte auf der To-do-Liste: So soll bei-spielsweise
das vierte Standbein, die von
der Vetzgerei angebotenen Workshops,
noch ausgebaut werden. Auch das bei den
Kunden beliebte Thema „plastikfrei“ wol-len
die beiden verstärkt angehen: „Wir
haben bislang einfach noch keine umsetz-bare
Lösung gefunden und nutzen bislang
Bioplastik.“ Eine echte Alternative sind da
die kürzlich eingeführten Pfandgläser. Mit
denen können sich die Kunden ihre Ware
bequem und nachhaltig mit nach Hause
nehmen. Beim nächsten Besuch oder Ein-kauf
wird das Glas abgegeben und der fürs
Pfand entrichtete Euro wieder eingesteckt.
Auch dürfen Kunden ihre eigenen Verpa-ckungen
mitbringen und befüllen lassen.
Blöd nur, wenn der Einkauf größer ausfällt
als geplant. Aber das kennen wir ja vom
Metzger nicht anders. Jeanette Lesch
Pflanzliches Pendant zur klassischen
Metzgerei, das vegane Produkte anbietet,
Lebensmitteln eine zweite Chance gibt und
versucht, einen nachhaltigen Betrieb zu
etablieren.
ERFOLGSFAKTOREN
Pflanzliches Handwerk
Heiße Theke
Vertrauensverhältnis
INHABER
SARAH & PAUL POLLINGER
WWW
WWW.DIEVETZGEREI.BERLIN
INSTAGRAM
VETZGEREI
AUF UMWEGEN