
Foto: Apetito
Er hatte seine eigene Fernsehshow mit
über 1.000 Sendungen, hat Politiker
und Prominente verköstigt und
weltweit Restaurantgründer beraten:
Nun bekocht der Inder Anil Kumar
seinen Sohn als Küchenchef der
Jacobs University Bremen im Auftrag
des Dienstleisters Apetito Catering.
Jetzt mal ehrlich!
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Herr Kumar, was war der Hauptgrund für Ihren Umzug nach Deutsch-land?
Wie gefällt es Ihnen in Bremen?
Wir wollten als Familie wieder enger beisammen sein und es ruhiger
angehen lassen. Mein Sohn studiert an der Jacobs University, meine
Tochter möchte hier ebenfalls ein Studium beginnen. In Bremen gibt
es viel Historie, Kultur und Natur zu erleben. Zuletzt habe ich in Dubai
gelebt – das war mir zu künstlich.
Was mögen Sie an der norddeutschen Küche?
Am liebsten esse ich Grünkohl mit Pinkel und Kassler.
Für welche Prominenten haben Sie bereits gekocht? War das eine
größere Herausforderung als die studentische Klientel?
An Bord eines VIP-Flugs kochte ich für den damaligen indischen Pre-mierminister
A. B. Vajpayee. Außerdem habe ich Paris Hilton und Eddie
Murphy bekocht. Für 1.400 Studierende zu kochen, ist aber eine neue
Herausforderung. Das sind junge, hungrige Menschen. Sie brauchen
gutes, gesundes Essen zum Lernen. Außerdem kommen sie aus über
100 Ländern, da sind die Geschmäcker sehr unterschiedlich. Hinzu
kommt, dass Studierende trendbewusst sind. Wir als Caterer bieten
für jeden Geschmack das passende Angebot – ob halal, gluten- oder
laktosefrei. Essen ist immer etwas Familiäres. Für die jungen Menschen
sind wir oft ein Ersatz für die Familie, die weit weg wohnt.
Worauf legen Sie bei der Zubereitung von Speisen am meisten Wert?
Für mich ist die Arbeit mit natürlichen, regionalen und guten Zutaten das
Wichtigste. Ob kreolische, indische, sizilianische oder ungarische Küche
– hier an der Universität haben wir Gewürze und Olivenöle aus aller
Welt. Unsere Küche ist besser ausgestattet als so manches 5-Sterne-
Restaurant.
Wie fließen Ihre internationalen Erfahrungen mit in den Speiseplan ein?
Kürzlich haben wir für die neuen Studierenden eine Messe mit unseren
Lieferpartnern veranstaltet. Ich habe dort ein indisches Dal-Gericht mit
Linsen, schwarzen Kichererbsen, indischen Gewürzen und griechischem
Olivenöl zubereitet, das mit Bio-Lammwurst und Gemüse-Bällchen für
die Veganer serviert wurde.
Sie hatten eine eigene Fernsehsendung. Um was ging es darin?
„Tasty Travels – A Journey Through Cuisines“ hieß die Sendung, die im
arabischen Raum ausgestrahlt wurde. In mehr als 1.000 Ausgaben habe
ich mit Ortsansässigen in z. B. Vietnam regionale Gerichte gekocht.
Was war das Verrückteste Ihrer bisherigen Karriere?
Paris Hilton kam nach Dubai, aber es war mitten in der Nacht, deshalb
habe ich das ganze Menü umgestellt. Sie wollte keinen Hauptgang, son-dern
lediglich eine Nachspeise. Um etwas ganz Besonderes zu kreieren,
habe ich Erdbeeren in essbares Gold getunkt und mit Eis serviert.
Herzlichen Dank für das Gespräch! kal
STECKBRIEF
Name: Anil Kumar
Alter: 50 Jahre
Position: Küchenleiter Apetito Catering, Jacobs University,
Bremen
Werdegang: aufgewachsen im südlichen Indien, tätig als Koch
in Hotels, auf Kreuzfahrtschiffen und Fluglinien, Kochshows im
indischen Fernsehen; zuletzt Restaurant in Dubai
Mitarbeiterzahl/Küchenteam: ca. 80
Essenszahlen: je 700-750 mittags und abends
GVMANAGER 11/19