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Mangelernährung ist ein
gängiger Begleiter im
betagteren Alter – wie auch
der 14. DGE-Ernährungs-
bericht zeigt: 30 % der Patienten
in deutschen Krankenhäusern und
25 % der Bewohner von Pflegeheimen
sind mangelernährt. Handlung ist nötig –
doch wie gleicht man den Mangel aus?
Mangelhaft?!
Mangelernährt sind fast ein Drittel der
Patienten in deutschen Krankenhäusern
und ein Viertel der Bewohner von Pfle-geheimen.
Trotz der hohen Zahl an Betroffenen:
90 % der Kliniken und 70 % der Pflegeheime in
Deutschland verfügten 2018 nicht über eine Diät-
assistenz. Zu dieser bereits misslichen Lage kommt
noch hinzu, dass Ernährungsmaßnahmen zu selten
ergriffen werden. Deutlicher Handlungsbedarf ist
demnach notwendig.
Auch die Dipl.-Oecotrophologin und Ernäh-rungsberaterin
EB/DGE Monika Bischoff, Lei-terin
des Zentrums für Ernährungsmedizin und
Prävention im Münchner Krankenhaus Barmher-zige
Brüder, weiß um den „Teufelskreis Mangelernährung“.
„In die Mangelernährung von Senioren
spielen viele Faktoren mit hinein: soziale und psy-chische
Probleme und körperliche Veränderungen
können z. B. den Appetit senken“, erklärt sie. Ihr zu-folge
beeinflussen zudem finanzielle Probleme oder
die geistige Verfassung die Nahrungsaufnahme;
ebenso können Medikamente auch die Bioverfüg-barkeit
der Lebensmittel herabsetzen. Die Folge:
der Nährstoffbedarf ist nicht ausreichend gedeckt,
der Ernährungszustand verschlechtert sich und das
Körpergewicht der Betroffenen sinkt.
Wovon zu wenig?
Bei welchen Nährstoffen liegt eine Mangelversor-gung
vor? „Tatsächlich wissen wir, dass Eiweiß eine
große Rolle spielt, da es für den Er-halt
der Muskulatur benötigt wird.
Pro Kilogramm Körpergewicht sollen
Senioren mindestens 1,2 Gramm
Protein pro Tag zu sich nehmen“,
führt Monika Bischoff aus. „Gar
nicht so einfach, wenn der Appetit
eher gering ist.“ Zudem spielt mit hi-nein,
dass sich der Geschmackssinn
mit zunehmendem Alter verändert,
Fleisch wird z. B. als bitter emp-funden
und daher weniger verzehrt.
Um eine ausreichende Eiweißmenge
aufzunehmen, wären pflanzliche
Proteine eine denkbare Alternative
– älteren Menschen fehlt dieses
Wissen jedoch häufig, weshalb
Monika Bischoff hier den Faktor
Ernährungsberatung ins Spiel bringt.
Ähnlich ist es auch mit anderen
Nährstoffen: Weil Lebensmittel
nicht gut vertragen werden, lassen
ältere Menschen diese bei der Spei-senwahl
außen vor:
Frisches Obst und Gemüse er-schweren
das Kauen und beeinträch-tigen
die Verdauung (Blähungen),
sodass weniger Antioxidantien
aufgenommen werden.
Die körpereigene Synthese von
Vitamin D wird weniger, da sich
ältere Personen weniger draußen
aufhalten.
Milchprodukte werden seltener ge-gessen,
da Laktose mit fortschrei-tendem
Alter schlechter vertragen
wird (Blähungen, Durchfall).
Bei Omega-3-Fettsäuren ist noch
fraglich, ob eine ausreichende
Menge verzehrt wird. Die essen-ziellen
Fettsäuren sind wichtig,
damit Entzündungen im Körper
gehemmt werden und die Ge-hirnleistung
optimal funktioniert.
Das Trügerische daran: Der Ener-giebedarf
sinkt mit zunehmendem
Alter, der Nährstoffbedarf wie-derum
erhöht sich. Bei einer verrin-gerten
Nahrungsaufnahme ist es so
also sehr schwierig, einer Mangel-versorgung
aus dem Weg zu gehen.
„Gott sei Dank gibt es mittlerweile
mehrere Studien für Krankenhäuser,
die zeigen, dass eine evidenzbasierte,
individualisierte Ernährungstherapie
„In die Mangelernährung von
Senioren spielen viele Faktoren
mit hinein: soziale und psychi-sche
Probleme und körperliche
Veränderungen können z. B. den
Appetit senken. “
Monika Bischoff
Dipl.-Oecotrophologin
und Leiterin ZEP,
Krankenhaus Barmherzige
Brüder
GVMANAGER 11/19