
Fotos: privat
MEINUNG TIERWOHL
Elisabeth Peters, BUND
Naturschutz, Projektstelle
Ökologisch Essen: „Der BUND Natur-schutz
(BN) unterstützt den
Einsatz ökologischer Lebensmittel
in der Außer-Haus-Verpflegung. Durch
viele Veranstaltungen und Initiativen zum
Thema Tierwohl bzw. ,Bio in der AHV‘ hat
der BN zeigen können, dass die Gäste in
der Gemeinschaftsgastronomie Biofleisch
sehr begrüßen. Dabei ist uns zum einen
wichtig, zu zeigen, dass Biofleisch nicht
teuer sein muss. Zum anderen stellen
wir vielfach fest, dass qualitätsbewusste
Kunden bereit sind, einen höheren Preis
zu zahlen. “
Gerald Wehde, Bioland: „ Ein Gast, der in einer 100-prozen-tigen
Bio-Einrichtung speist, weiß, was
er vor sich auf dem Teller hat. Er weiß
über Herkunft, Fütterung und Haltung
der tierischen Bestandteile in seinen
Speisen Bescheid. Dafür hat Bioland
ein Zertifizierungssystem für Gastro-
Partner entwickelt, das glaubwürdige,
verbindliche Nachhaltigkeit und Trans-parenz
bietet. Das Gastronomiekonzept
umfasst drei Stufen: Die Einstiegsstufe
Bronze mit einem Bioanteil von 30 bis
60 Prozent, Silber bei 60 bis 90 Pro-zent
und die höchste Auslobung Gold
mit 90 bis 100 Prozent Bioanteil. Zur
Einstufung ermittelt und bewertet der
Verband den wertmäßigen Biowareneinsatz
für acht vorgegebene Waren-gruppen.
Unser Gold-Zertifikat für den
Außer-Haus-Markt steht damit für die
höchste Stufe des Tierwohlaspekts, der
über die EG-Öko-Verordnung hinaus-geht.
bislang einzigartig. “
Deutschlandweit ist dieses Konzept
Doris Senf, Studentenwerk Oldenburg: „Das Studentenwerk Oldenburg hat vor 30 Jahren begonnen, Fleisch aus artgerechter
Tierhaltung, erzeugt nach den Richtlinien von Neuland, zu verarbeiten. Heute bieten wir unseren
Gästen Schweine-, Rind- und Lammfleisch ausschließlich in Neuland- oder Bioqualität an. Wir
haben das gemeinsam mit unseren Lieferanten und Fleischerzeugern in vielen kleinen Schritten
erreicht. Das war nicht immer einfach und hat viel Zeit erfordert. Fleisch aus artgerechter Tier-haltung
ist nicht wie im konventionellen Markt von heute auf Morgen in großen Mengen und
gewünschten Zuschnitten verfügbar. Unsere Nachfrage als Gemeinschaftsverpfleger sorgt dafür,
dass sich der Markt für Fleisch aus artgerechter Tierhaltung weiter entwickeln kann. “
Markus Jüngert, WMF-Betriebsgastronomie: „Als Chef entscheide ich, was unsere
Gäste auf den Tisch bekommen. Ich vertraue
keinem Siegel. Ich suche mir die richtigen
Partner, sprich einen Produzenten, der die
Tiere verantwortlich und nachhaltig groß-zieht;
einen kleinen Schlachthof und einen
Metzger der die Tiere nach meinen Vorgaben
zerlegt und weiterverarbeitet – ohne viele
Inhalts- und Zusatzstoffe. Ich kenne meine
Fleischproduzenten und direkten Erzeuger
persönlich und besuche sie jährlich.
Ich setze zudem auf Ganztierverwertung
und habe gerade drei Charolais-Ochsen
schlachten lassen: 1,2 Tonnen Fleisch, die
nach und nach auf den Speiseplan gebracht
werden. Das ist nicht immer einfach umzu-setzen
in der GV, aber der Weg, den wir seit
acht Jahren gehen, ist der richtige. Immer
mehr Betriebe sind gearde auf der Suche
nach Produzenten und Direktvermarktern,
weil sie sich der Tatsache stellen müssen und
eine riesige Verantwortung gegenüber ihren
Gästen haben. “
Egmont Merté, Gastronomie Allianz: „Biofleisch ist inzwischen fester Be-standteil
unseres Angebots. Aber auch im
Bereich des Fleisches aus konventioneller
Produktion haben wir uns mit anderen Ge-meinschaftsgastronomen
im Süden zusam-mengetan,
um neue Maßstäbe für mehr Tier-wohl
zu setzen. Bei einem Projekt rund ums
Strohschwein arbeiten wir eng mit Bauern,
Schlachtbetrieb und Metzgerei zusammen
und haben uns regelmäßig auditierte Auf-lagen
gegeben, wie flächenmäßig größere
Aufzuchtfläche, Stroheinstreu, etc., die die
Situation der Tiere von Aufzucht bis Schlach-tung
verbessern. Weitere Projekte werden
gerade angegangen oder geplant. Die aktu-elle
Diskussion bestärkt uns darin, dass wir
auf dem richtigen Weg sind und die Gemein-schaftsgastronomie
einen großen Beitrag zur
Verbesserung des Tierwohls leistet und auch
weiterhin intensiv leisten wird. “
Was tun Sie
selbst in Sachen
Tierwohl?
„Katja Heger, Manager Corporate Responsibility for Austria, Germany, Switzer-land,
Sodexo: Sodexo hat bereits vor einigen Jahren das Tierwohl zu einem wichtigen Aspekt
werden lassen. Mit unserer Animal Welfare Policy haben wir ein klares Statement gesetzt.
Durch die Unterzeichnung unserer Animal Welfare Supplier Charter bestätigen Lieferanten
ausdrücklich, dass sie unsere Tierwohlanforderungen anwenden. Im Oktober 2018 hat Sodexo
gemeinsam mit anderen führenden Unternehmen der Lebensmittelindustrie die Initiative ,Global
Coalition for Animal Welfare‘ (GCAW) gegründet. Sie setzt sich für das Wohl von Tieren ein
und möchte zu dem Thema sensibilisieren. Sodexo verpflichtet sich zudem, bis 2026 die Stan-dards
der Europäischen Masthuhn-Initiative für 100 Prozent des von ihm für Europa bezogenen
Hühnerfleisches zu erreichen. Um ein höheres Tierwohl zu fördern und die CO2-Emissionen zu
reduzieren, liegt zudem ein Fokus auf pflanzenbasierter Ernährung. “
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GVMANAGER 10/19