
Grafik: © Concardis_payment group
die Umstellung auf digitale Bezahlsysteme
meist problemlos. Hoteliers, die ein digita-les
Kassensystem verwenden, können ihren
Gästen das bargeldlose Bezahlen ohne gro-ßen
Aufwand ermöglichen, denn alle gän-gigen
Systeme verfügen inzwischen über
eine passende Schnittstelle, die es erlaubt,
die entsprechenden Lesegeräte anzuschlie-ßen.
Die Kassenschnittstelle unterstützt
dann sowohl die Zahlung per Kredit- oder
Debitkarte als auch mobile Pay-Systeme.
Entscheidend für den Erfolg von neuen Sys-temen
ist eine gute Mitarbeiterschulung.
Jeder Mitarbeiter mit Gastkontakt muss mit
den Themen WLAN und Bluetooth sowie
dem Umgang des bargeldlosen Zahlungs-verkehrs
vertraut sein, Gäste informieren
können und die Abläufe schnell und sicher
beherrschen. Alles andere sorgt für un-
nötige Zeitverluste und Ärger.
Machen wir es dem Gast bequem
Doch was noch mehr zu Buche schlägt:
Bargeldloses Bezahlen erfreut die Gäste.
Vor allem international reisende Touristen
empfinden Bargeld in der Landeswährung
haben zu müssen als lästig – daher bezah-len
diese besonders gerne auch Kleinbe-träge
digital. Und die neuen Kunden der
Generation Z und Alpha wachsen ohne-hin
mit Smartphones auf und sehen diese
Leistungen als selbstverständlich an. Laut
der Studie „eat.pay.love“ wollen viele der
jungen Gäste sogar immer ohne Bargeld
zahlen können (63,8 % der Gäste zwischen
18 und 34 Jahren) und rund ein Drittel der
über 1.000 Befragten hat sich sogar schon
gegen ein Gastronomieangebot entschieden,
weil dort keine Karten oder mobiles Zahlen
akzeptiert wurden.
Vorreiter im bargeldlosen Bezahlen ist
China. Vor allem Jack Ma, CEO des Alibaba-
Konzerns, will China in den nächsten fünf
Jahren in eine bargeldlose Gesellschaft
verwandeln. Die dominierenden Online-
Dienstleister sind die Alibaba-Tochter
Alipay, die bereits Zahlung per Gesichtsscan
möglich sind, und die App WeChat, die
technisch wie optisch an WhatsApp erin-nert,
inzwischen aber viel mehr kann.
Beide Anbieter werben massiv mit Rabatten
bei mobiler Bezahlung und treiben so die
Nutzerzahlen nach oben.
In Europa liegen Großbritannien und Skan-dinavien
an der Spitze. In Schweden schlos-sen
sich bereits 2012 sieben große Banken
zusammen und lancierten für den bargeld-losen
Zahlungsverkehr die App Swish.
Heute nutzt sie jeder zweite Schwede –
selbst für die Kollekte in der Kirche. Auch
Portugal und Österreich bewegen sich kon-sequent
in Richtung bargeldlos, während
Deutschland, Spanien und Italien noch sehr
am Bargeld hängen.
Amerika ist und bleibt das Land der
Kreditkarten. 1984 akzeptierten die ersten
Hotels diese bargeldlose Bezahlmöglich-keit,
heute haben 196 Millionen US-Ame-rikaner
Zugang zu Kreditkarten. In Afrika
liegt Kenia an der Spitze.
Die Vodafone-Tochter Safaricom hat bereits
vor zehn Jahren die Geldtransferfunkti-on
M-Pesa für Handys eingerichtet. Heute
wird ein Viertel des Bruttosozialprodukts
via Handys abgewickelt.
Deutschland noch schwach
Laut der Studie „Global Payments 2018 –
Reimagining the Customer Experience“ des
Beratungsunternehmens Boston Consulting
Group (BCG) entwickelt sich das Geschäft
mit bargeldlosen Zahlungsabwicklungen
sehr positiv. 2017 lag das Gesamtvolumen
bei 1,27 Billionen US-Dollar. Die Prognosen
für die nächsten zehn Jahre sind noch bes-ser.
Hier rechnet BCG mit einer Steigerung
auf 2,42 Billionen US-Dollar bis 2027. Im eu-ropäischen
Vergleich ist Deutschland noch
schwach. Es landete bei den Kartenahlun-gen
pro Kopf auf Rang 29. (2010 noch auf
Platz 20). Dabei nutzen mehr Menschen den
bargeldlosen Zahlungsverkehr. Zwischen
2010 und 2017 stieg er um durchschnittlich
3,4 Prozent pro Jahr.
In anderen Ländern ist die Zuwachsrate
deutlich schneller. China legte im selben
Zeitraum um 34,6 Prozent zu. „Die Deut-schen
sind nach wie vor Bargeld-Liebha-ber“,
sagt Holger Sachse, Partner bei BCG.
„Das liegt daran, dass lange Zeit Sicher-heitsbedenken
gegenüber elektronischen
Zahlungen bestanden, insbesondere Angst
vor einem Missbrauch der Daten.“
Ganz auf Bargeld verzichten müssen die
Hoteliers nicht, nur müssen nun auch die
neuen Methoden zur Zahlung angeboten
werden, denn je größer die Auswahl der an-gebotenen
Zahlungsmethoden, umso grö-ßer
ist auch die Anzahl zufriedener Gäste.
Trotz aller Euphorie für neue Bezahlmetho-den
ist es auch wichtig, sich über gesetzli-che
Entwicklungen, Nutzungs-, Kauf- und
Grundgebühren für Kassensysteme und
Kartenlesegerät zu informieren. bb
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Junge Gäste bevorzugen
das bargeldlose
Bezahlen. Ein Drittel der
Gäste zwischen 18 und
34 Jahren würde sogar
ein gastronomisches
Angebot ablehnen,
wenn nicht mobil oder
mit Karte bezahlt
werden kann.
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42 9/2019