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Ist weniger Wasser
grenzwertig?
Wassersparende moderne Spültechnik benötigt nicht mal mehr die Hälfte
der Wassermenge wie Maschinen aus dem Jahre 1990. Das ist auf den ersten
Blick nachhaltig, auf den zweiten eine Herausforderung für Reinigungsmittel
und Abwasserwerke. Wie stehen Industriepartner zu diesem Thema?
Wir haben nachgefragt.
Franz Felbermeir, Marketing,
Dr. Schnell:
Namhafte Spülmaschinenhersteller haben
mit ihren Topmodellen den Wasserver-brauch
gegenüber dem von vor ca. 15 Jah-ren
auf etwa 40 bis 50 Prozent reduziert,
dies war ein weiter und steiniger Weg.
Doch diese stark reduzierte Wassermenge
bringt auch Probleme mit sich, insbeson-dere
die mangelnde Regeneration der im-mer
mehr verschmutzten Waschtanks und
die deutlich schlechtere Klarspülung. Hier
ist die Reinigungschemie gefragt, um mit neuen Wirkstoffen
das fehlende Wasser wenigstens teilweise zu kompensieren.
Hohe Alkalität ist dabei eher kontraproduktiv. Hinzu kommt,
dass Spülmaschinen bei Anschaffung oder Ersatzbeschaffung
nach theoretischen Herstellerangaben ausgewählt werden –
besser wäre es, angesichts des deutlich reduzierten Wasser-verbrauchs
bei gleichzeitig gestiegenen Anforderungen und
Spülaufkommen auf größer ausgelegte Spülmaschinen zu
wechseln. Denn alles ist mit Chemie nicht zu kompensieren.
André Funke, Senior Program Leader,
Corporate Accounts Technical Service
Institutional Europe, Ecolab:
Moderne Reiniger können viele Probleme
lösen, die durch den aktuellen Wassersparwahn
entstehen, wie die Schaumbildung. Allerdings
kann Chemie nicht alle Probleme lösen.
Ich gebe zu bedenken, dass die kommunalen
Abwasseraufbereiter mittlerweile aufgrund di-verser
Wassersparsysteme, vom wasserlosen
Urinal bis hin zu Wassersparspülmaschinen
– sei es im öffentlichen Bereich oder in Pri-vathaushalten,
Nachgehakt
riesige Probleme haben. In Frankfurt z. B. müssen
die Abwassersysteme mit vielen 100.000 Litern Frischwasser jede
Nacht gespült werden, um das Abwasser überhaupt noch zu den
Kläranlagen zu bekommen. Kommunale Grenzwerte werden
nicht mehr eingehalten, die Abwasseraufbereitung und Rohr-
sanierung wird immer teurer.
Sollte in Deutschland auch noch Frischwasserknappheit ein The-ma
werden, wovon ich bisher nichts weiß, müssten wir uns von
unserem bisherigen zentralen Trinkwasserversorgungs- und Abwas-serentsorgungssystem
verabschieden. Die Konsequenz wären ge-schlossene
lokale Kreisläufe, bei denen Trinkwasser zu Grauwasser
würde, dieses zu Schwarz- bzw. Abwasser, das wiederum zu Trink-wasser
aufbereitet wird. Ich befürworte den sinnvollen Umgang mit
dem Lebensmittel Wasser, aber es muss auch Sinn machen.
Andreas Meyer, Technischer Support,
Servator ServiceLine:
Die richtige Einstellung des Systems Spül-maschine
ist die Voraussetzung für ein
hygienisch einwandfreies Spülergebnis.
Wichtig ist, alle Parameter auf die Gege-benheiten
und Anforderungen vor Ort
einzustellen und zu optimieren.
Das spart wertvolle Ressourcen ein und
schont so die Umwelt. Damit Anwender
in Gemeinschaftsverpflegung und Gastro-nomie
diesen Effekt tatsächlich erreichen,
sollte allerdings ein Fachmann die Einstellungen vornehmen.
34 GVmanager 6-7/2019