
Foto: Kamasys
Wie offen sind GV-Betriebe gegenüber der Bezahlung per
App? Was hält Marcel Konrad selbst von Self-Service? Ant-worten
dazu unter: www.gastroinfoportal.de/bezahlung-per-app ➘
15 Sekunden pro Bestellung und
Bezahlung per App aus, klingt
das im ersten Moment eher lang.
Dabei darf man aber nicht ver-gessen,
dass mehrere Personen
zur gleichen Zeit ihre Bestellung
und Bezahlung tätigen. Dadurch
gewinnt man insgesamt Zeit,
denn an z. B. drei Kassenplätzen
können nicht 20 Personen gleich-zeitig
bezahlen.
Welche Hürden gibt es, wenn man
auf das Smartphone als Medium
setzt? Schließt man hier vielleicht
sogar von vornherein einzelne
Personen aus, die kein Smart-
phone besitzen?
Neueste Studienergebnisse zei-gen,
dass es eine 100%ige Ab-deckung
in puncto Smartphones
in der Altersgruppe von 16 bis
67 Jahren gibt – das entspricht
der Klientel, die wir ansprechen.
Ich selbst gehe maximal von
einer Abdeckung in Höhe von
97 % aus, sodass es nur ein kleiner
Personenkreis ist, der aktuell, aber
bald nicht mehr, ausgeschlossen
wäre. Dieser kleine Prozentsatz
sorgt aber tatsächlich häufiger da-für,
dass eine Lösung wie unsere
gleich ausgeschlossen wird, weil
nicht alle diese nutzen können.
Solche Erfahrungen machen wir
in unserer Branche allerdings im-mer,
wenn es um Neuerungen
geht z. B. auch wenn bei einem
klassischen Kassensystem von der
Barbezahlung auf Chipkarten um-gestellt
wird.
Was ist mit Personen, die ihr
Smartphone Zuhause vergessen
haben?
Ein Smartphone vergisst so gut
wie niemand – oder man fährt
nochmal zurück und nimmt den
zeitlichen Mehraufwand von z. B.
zehn Minuten in Kauf. Jeder, den
ich dazu frage, bestätigt mir das
auch. Das ist einerseits verrückt,
aber natürlich perfekt für das Kon-zept.
Übrigens wäre das bei einem Mit-arbeiterausweis
bzw. einer Chip-karte
etwas anderes, beides hat
nicht den gleichen hohen Stellen-wert
für uns Menschen, wie das
Smartphone.
Und was, wenn die Technik einmal
streikt?
Wenn wir von Technik sprechen,
können Probleme natürlich auftre-ten
– aber selbst ein gesprungenes
Display hindert beim Scannen des
QR-Codes nicht. Eine Vorausset-zung,
die allerdings zwingend
notwendig ist, damit das System
reibungslos funktioniert, ist der
Mobilfunkempfang in Betriebsca-sino
oder Mensa. Ohne den geht’s
nämlich nicht. Dadurch, dass
meist viel Glas und Metall verbaut
werden, ist der Empfang häufig
gehemmt. Mittels GSM-Repeatern
holen wir das Signal dann aber
von außen nach innen.
Wie kann man das Konzept noch
weiterdenken?
Die Mittagspause ist tatsächlich
nur ein Szenario, das wir mit un-serer
App bedienen können und
wollen. Mit unserem Partner, dem
Unternehmen Stüwer, haben wir
das Konzept auch in Snack- und
Getränkeautomaten gebracht.
Dadurch können diese bedarfs-gerechter
bestückt werden, die
Betreiber haben dadurch keinen
Überhang, da der Abverkauf nicht
ausbleibt und Personen, die das
Angebot wahrnehmen, können
dieses jederzeit in Anspruch neh-men.
Inwiefern stellt der Datenschutz
eine Herausforderung dar?
Der Datenschutz spielt für mich
per se eine große Rolle. Ich selbst
bin in diesem Punkt sehr vorsich-tig,
daher versuchen wir schon
immer, so wenig Daten wie mög-lich
zu speichern. Unsere App war
bis zu der Funktion des Selfcheck-out
völlig anonym. Das heißt:
Wir wussten nicht, wer die App
genutzt hat und hatten somit
auch keine Informationen zu den
Personen oder Geräte-IDs. Auch
für das Bestellsystem selbst müs-sen
wir keine Daten speichern.
Die einzige Ausnahme liegt vor,
wenn es zwei Preisgruppen in ei-nem
Betrieb gibt – sprich, wenn
es interne und externe Gäste gibt.
In diesem Fall müssen wir bezieh-bare
Personendaten speichern,
damit die internen Gäste auch
nur den Preis zahlen, der für sie
vorgesehen ist.
Wie denken Sie wird sich die gas-tronomische
Landschaft noch
wandeln? Wird es irgendwann so-weit
sein, dass personenbezogen
Daten gesammelt werden, damit
eine maßgeschneiderte Verpfle-gung
angeboten werden kann?
Ich kann mir leider sehr gut vor-stellen,
dass die Entscheidungs-findung
künftig verstärkt vom
System getroffen wird. Künstliche
Intelligenz finden wir ja auch heu-te
immer häufiger im Alltag. Ich
habe erst kürzlich wieder mit ei-nem
KI-Entwickler telefoniert, da
wir Marktentwicklungen genau
beobachten.
In den USA testet McDonald’s
aktuell Kamerasysteme, die dann
z. B. eine Familie mit vier Kindern
erfassen und dann ans Küchen-team
weitergeben, dass Pommes
und Chicken Nuggets vorbereitet
werden sollen, da die Wahl der
Kinder sicherlich auf diese fällt. Da
der Vater etwas fülliger aussieht,
wird er sicherlich keine Coke Light
trinken etc. Ich persönlich finde
das manchmal beängstigend.
Solange der Markt eine solche
Entwicklung nicht braucht, wer-den
wir dies nicht forcieren. Denn
wie schon erwähnt, der Nutzen
für den Gast soll im Vordergrund
stehen, wenn ich die Daten nicht
brauche, will ich sie nicht erhe-ben.
Datenminimierung ist das
Credo.
Vielen Dank für das Gespräch! sar
Marcel Konrad