
Foto: Yoga Vidya
Energiebündel
Einfach „nur“ Karotten schnippeln und
die Hände statt den Kopf arbeiten lassen.
Im Seminarzentrum Yoga Vidya e.V. in
Horn-Bad Meinberg landete Jasmin Iranpour
2014 eigentlich rein privat. Sie wollte sich
eine Auszeit nehmen und neu orientieren. Als
ehrenamtliche Helferin unterstützte sie dabei
die Küche – und war wenige Monate später
Küchenchefin. Ganz unvorbereitet traf es die
Fachfrau für Systemgastronomie und Staatlich
geprüfte Betriebswirtin Fachrichtung Catering
aber nicht. Gut 200 GV-Küchen hatte die da-mals
27-Jährige bereits erlebt – und großteils
auch mitgeprägt. „Schuld“ daran sind feste
und freie Tätigkeiten im Eventcatering und der
Bereichsleitung beim Caterer Sodexo. „Hier
habe ich gelernt, mich gut zu organisieren und
mich mit dem Thema Führung angefreundet“,
berichtet Jasmin Iranpour, die ihr Faible fürs
Organisieren schon als zwölfjährige Geburts-tagsparty-
Planerin auslebte. In der GV-Branche
landete sie aus ihrer Liebe zur Gastronomie,
und weil sie gerne Menschen zusammen-bringt.
Welche Erfahrungen sie dabei gemacht
hat, wie ihre Führungsmethodik und wie ihre
unkonventionelle Küchenplanung aussieht –
das hat uns die 32-jährige Küchenchefin und
Betriebsleiterin im Gespräch verraten.
Frau Iranpour, junge GV-Managerinnen sind
eine seltene Gattung – wie reagieren gestan-dene
Köche auf Sie und umgekehrt?
Ich kenne die Situation, mit skeptischen Blicken
von den Chefköchen empfangen zu werden,
wenn ich zum ersten Mal in die Küche komme.
Mit ein, zwei lockeren Sprüchen lässt sich das
Eis aber schnell brechen. Den passenden Ton
zu finden, ist sehr wichtig – und ich glaube,
dass ich dafür ein gewisses Händchen habe.
Ich habe auch Frauen beobachtet, die dazu
tendieren, die Ellenbogen auszufahren, weil sie
glauben, sich so Respekt verschaffen zu müs-sen
– aber das ist nicht mein Weg.
Meine Strategie ist es, die Menschen abzuho-len,
zu schauen wie sie drauf sind, was sie brau-chen
und wo vielleicht auch ihre Ängste liegen.
Haben Sie dafür ein Beispiel?
Eine große Herausforderung war es z. B., bei
Sodexo als Assistentin der Bereichsleitung
erfahrene Köche zu einem vegetarischen
Kochkurs zu bewegen. Daher bin ich bei der
Auswahl des Schulungskochs sehr sorgfältig
vorgegangen. Hätte ich einen spindeldürren,
dogmatischen Veganer engagiert, wäre die
Hemmschwelle zu hoch gewesen. Stattdessen
habe ich mich für Jérôme Eckmeier entschie-den,
eine stattliche Erscheinung und ein ver-sierter
Koch mit lockerer Zunge. Das Seminar
war ein voller Erfolg.
Was machen Sie anders als eine männliche
Führungskraft?
Männliche Führungskräfte trauen sich oft nicht
auf ihr Bauchgefühl zu hören – das erlebe ich
aber auch bei Frauen. Auf die Intuition zu
hören, ist mir dagegen sehr wichtig. Zudem
achte ich darauf, persönliche Emotionen he-rauszuhalten
und objektiv zu bleiben. Das
bedeutet für mich auch, den Mitarbeitern ge-genüber
fair zu sein, aber nicht jeden gleich zu
behandeln. Das geht nicht, da jeder anders ist.
Was hat Sie daran gereizt, die Küchenleitung
bei Yoga Vidya zu übernehmen?
Als der Küchenchef aufhörte, sah ich die
Chance, endlich mal alles komplett selbst
Weiblich, 32 Jahre, keine Kochlehre – Jasmin Iranpour erfüllt
nicht gerade das klassische Profil einer GV-Führungskraft.
Unkonventionell, aber nicht minder spannend sind auch die
Ansätze des Energiebündels, für das die Energie der Mitarbeiter
und der verarbeiteten Zutaten eine wichtige Rolle spielt.
10 GVmanager 3/ 2019