
ZUR PERSON
manager im gespräch
Auflösung
der Klassengesellschaft
Hoteldirektor Michael Kain kam aus Fernweh zur Hotellerie. Die Branche schien ihm am besten
dafür geeignet, neue Länder und Kulturen kennenzulernen. Nach der Hotelfachschule am Tegern-see
folgte eine Ausbildung zum Hotelkaufmann. Mit 26 Jahren war Michael Kain stellvertretender
Hoteldirektor des Cariblue Hotel in St. Lucia. Nach dessen Verkauf organisierte er den Umbau vom
Strandhotel zum All-inclusiv-Wellnessclub. Zurückgekehrt nach Deutschland kam er zur Steigenber-ger
Hotelgruppe, für die er seit 40 Jahren tätig ist. Die Herausforderung, das Hotel Petersberg vom
staatlichen Gästehaus in ein privat geführtes Grandhotel umzuwandeln, nahm er 2015 an.
Foto: Steigenberger Grandhotel Petersberg
Das Gästehaus der
Bundesrepublik wandelt
sich mit Steigenberger zum
Grandhotel Petersberg.
Bei der Bezeichnung Grandhotel wissen die
Gäste, was sie erwartet. Dazu zählen Mar-morböden,
Kronleuchter sowie edle Hölzer
und Stoffe. Das Ganze haben wir dem Zeit-geist
angepasst. Schließlich muss auch ein
Grandhotel modern sein. Im Entertainment-
Bereich sind wir ebenso auf der Höhe der
Zeit. Wir bieten Pay-TV-Kanäle von Sky
und einen Anschluss für Streaming-Dienste.
Wenn ein Gast eincheckt, wird er TV-
Programme in seiner Landessprache finden.
Ich bin davon überzeugt, dass ein Hotel wie
das auf dem Petersberg noch zeitgemäß ist.
Sie sind seit drei Jahren auf dem Petersberg.
Was sind die Herausforderungen?
Ein Großteil meiner aktuellen Arbeit ist die
Planung und Koordination des Umbaus.
Dabei tauchen immer wieder Herausforde-rungen
auf, die einer gesetzlichen Über-regulierung
geschuldet sind. Das sind z. B.
neue Auflagen beim Datenschutz, aber auch
bei Brandschutz, Hygiene und Behinderten-schutz.
Es ist aber auch sehr spannend, die
Planung vom Gästehaus zum Grandhotel
mitzugestalten. Wir hatten hier früher eine
Art Drei-Klassen-Gesellschaft: Im Nord-
flügel waren in den 33 kleinen Zimmern
Fahrer und Sicherheitsleute untergebracht.
Im Mitteltrakt waren die Ministerialbeam-ten
und im Präsidentenflügel beherbergte
man die Staatspräsidenten mit ihrer Entou-rage.
Beim Umbau musste diese alte Ord-nung
aufgelöst werden. Die Zimmer wurden
vergrößert und der Südflügel bekommt eine
eigene Küche und einen neuen Spa- und
Wellnessbereich mit drei Saunen, einem
Hammam mit Teezeremonien sowie einem
Pool mit Gegenstromanlage. Auch eine
Beautyfarm mit vier Behandlungsräumen
ist geplant, die ein externen Dienstleister
betreiben wird.
Wann soll der Umbau fertig sein?
Wir sind im November vom Süd- in den
Nordflügel gezogen. Im April soll der Süd-flügel
mit neuer Bar, der Smokers-Lounge
sowie neuem Frühstücksbereich in der
Galerie mit Blick auf den Rhein und den
Drachenfels eröffnet werden. Uns ist der his-torische
Bezug sehr wichtig, daher werden
wir auch den Salon Konrad Adenauer
wieder herrichten. Das ist das Kaminzim-mer,
in welchem Adenauer die Verträge mit
den Alliierten ausgehandelt hat.
first class: Herr Kain, was zeichnet die
Steigenberger Hotels aus?
Michael Kain: Steigenberger ist eine sehr
spannende Hotelkette, die sich immer wie-der
neu erfindet, sodass wir auch bei zuneh-mendem
Wettbewerb gut bestehen können.
Das Unternehmen betreibt eine exzellente
Personalpolitik mit vielfältigen Weiterbil-dungsmöglichkeiten.
Ich habe mich immer
wie in einer großen Familie gefühlt. Zu-gleich
steht das Unternehmen für eine star-ke
Expansion und bietet daher interessante
Perspektiven.
Sie sollen aus dem ehemaligen Gästehaus
der Regierung ein internationales Grand-
hotel machen. Was ist heute noch das
Besondere an einem Grandhotel?
14 3/2019