
Die Lebensmittel, die aus der unmittelbaren
Region stammen, werden in 2020 zudem auf
einem wöchentlichen Bauernmarkt für die
Mitarbeiter am RWE-Campus verkauft und
können dann auch zuhause genossen werden.
Den Mehrweg nehmen
Apropos zuhause: Auch das Take-away-An-gebot
ist für Horst M. Kafurke ein Thema.
Jeder Konzernmitarbeiter hat z. B. einen ei-genen
Mehrwegbecher für Coffee to go plus
die erste Füllung geschenkt bekommen. Der
positive Effekt: Statt wie zuvor 2,5 Mio. Ein-wegbecher
braucht das Unternehmen nur
noch 200.000 Stück pro Jahr. Das Team hat
sich auf die Fahne geschrieben, Einweg noch
weiter zu reduzieren. Auch von recyclebaren
Bechern aus Maisstärke, die aktuell für Jo-ghurt
oder Obst zum Einsatz kommen, hält
er nicht viel. „Diese Becher sind Nonsens, da
sie meist im Hausmüll landen und nicht recy-celt
werden“, verdeutlicht er. Um der Menge
an Einweggeschirr Herr zu werden, arbeitet
das Team aktuell mit einem Porzellan- und
Glashersteller an einem Pfandsystem. Becher,
Schüsseln und Co. werden bepfandet und
können nach Gebrauch einfach an der Kasse
im Betriebscasino zurückgegeben werden.
„Wir versuchen auch unsere Lieferanten zu
überzeugen, von Einwegverpackungen abzu-treten.
Statt Kartonagen würden Mehrweg-tragen
zu mehr Nachhaltigkeit beitragen.
„Wir GV-Betriebe haben eine Macht, die wir
besser ausspielen müssen“, appelliert er. Ein
Gewürzhersteller hat auf seine Anregung hin
z. B. Palmfett aus seinen Gewürzen verbannt,
das für Rieselfähigkeit sorgte.
Mit im Boot
Kommunikation und offener Austausch sind
generell etwas, das Horst M. Kafurke befür-wortet
– sowohl mit Lieferanten, Partnern,
Gästen, Mitarbeitern und Kollegen. Man
müsse nicht jedes Mal das Rad neu erfinden:
„Kreativität ist die Summe verschiedener Ein-flüsse!“
Daher lässt er auch Kollegen in Vor-trägen
an seinen Gedanken teilhaben oder
öffnet für diese die Pforten des Betriebes.
„Ich brenne für das Thema Nachhaltigkeit,
das auch umsetzen und weiterleben zu kön-nen,
ist toll – und wenn dann auch noch die
Mitarbeiter mit im Boot sind und die Ideen
mittragen, ist es perfekt“, freut er sich.
Ein Nachhaltigkeitszertifikat vom TÜV Rhein-land
wird dieses Denken in Kürze offiziell be-scheinigen;
die Auditierung findet im März
statt. Allerdings räumt Horst M. Kafurke ein:
„Ein Zertifikat sollte man nicht um des Zer-tifikatswillen
haben. Das, was das Zertifikat
bescheinigt, muss man mit Leben füllen, den
eigenen Mitarbeitern und Gästen glaubhaft
vermitteln. Ich wünsche mir, dass mehr mei-ner
Kollegen so denken und auch wenn es
nur kleine Schritte sind, sich jeder sukzessive
nachhaltiger aufstellt“, schließt er. sar
Daniel Z. Gehriger hat
am LUKS viele Prozesse
umgekrempelt und ein
Pflegeentlastungskonzept
auf den Weg gebracht.
Mehr dazu lesen Sie
im Interview:
Motor
für mehr Service
Sie haben viele Prozesse infrage gestellt,
seit Sie 2013 zum LUKS kamen. Wie haben
Sie die Mitarbeiter einbezogen?
Wichtig war es zunächst meine Absicht
klar zu machen. Denn es ging mir nicht
darum Personal abzubauen, sondern
„nur“ die Arbeitsprozesse zu verbessern.
Es ist ganz normal, dass man irgendwann
betriebsblind wird. Ich war der Motor, der
ein Nachdenken in Gang gebracht hat.
Die Mitarbeiter müssen dabei mit im Boot
sein, deswegen haben wir u.a. das Kaizen-board
eingeführt. Hier kann jeder jeden
noch so kleinen Verbesserungsvorschlag
ranpinnen und wir sprechen gemeinsam
alle zwei Wochen darüber. Beschlossene
Änderungen werden sofort umgesetzt.
Anfangs lief das super, jetzt ist es etwas
eingeschlafen und es ist an mir, wieder et-was
mehr Schwung reinzubringen.
Sehr strukturiert greifen wir auch einzelne
Prozesse in Form von Kreidekreisen heraus.
Das heißt, wir beobachten z. B. zwei Stun-den
lang den Spülprozess und überden-ken
danach jeden einzelnen Handgriff.
Wie kam es zu dem Konzept zur Entlas-tung
der Pflege durch gastronomische Ser-vicekräfte,
das Sie auf den Weg gebracht
haben?
Wir haben sehr große Probleme, qualifi-zierte
Pflegekräfte zu finden. So kam die
Geschäftsleitung auf die Idee, ob wir statt-dessen
nicht gastronomische Servicekräf-te
aufstocken, welche der Pflege sämtliche
gastronomischen Aufgaben abnehmen.
Welche Folgen hatte das für den Personal-schlüssel?
Die Vorgabe war, eine stellenneutrale Lö-sung
zu finden. Folglich haben wir die
Pflegekräfte begleitet und die Dauer der
Einzeltätigkeiten minutiös notiert. Ba-sierend
darauf wurden die Pflegestellen
heruntergeschrieben.
Bei der Umsetzung zugute kam, dass
der Pflegedienstleiter voll hinter der Idee
steht. Dennoch kam es zu keiner großen
Kündigungswelle, auch natürlicher perso-neller
Abgang und nicht besetzte offene
Pflegestellen haben das minimiert. Als
Ersatz haben wir Servicefachkräfte rekru-tiert.
Zu uns zu wechseln, ist für Kräfte aus
der klassischen Gastronomie schon ein
gewisser Anreiz.
Was versprechen Sie sich von dieser Strate-gie?
Wie sind die ersten Erfahrungen?
Gastronomische Fachkräfte haben eine
ganz andere Einstellung zur Dienstleis-tung,
etwas, das man nicht per Schulung
vermitteln kann. Zudem bringen sie Fach-kompetenz
mit, die wir vermehrt brau-chen,
da die Gästewünsche immer indivi-dueller
werden. Hinzu kommt, dass mehr
Service zu zufriedeneren Patienten führt.
Diese Erfahrung haben wir in unseren Pri-vatabteilungen
gemacht. Wir haben erst
im Januar und nur auf vier Stationen da-mit
begonnen. Ich bin zuversichtlich, dass
wir damit Erfolg haben und das Konzept
Schule machen wird.
Abschließend noch eine persönliche Frage.
Fühlen Sie sich in der Care-Welt wohl?
Mein Ziel war dieses Berufsfeld nie. Ich
wollte eigentlich Hoteldirektor werden.
Als ich in diesen Bereich eingestiegen
bin, hat mich das ins Grübeln gebracht.
Gerade in den Luxushotels haben die
Gäste sehr hohe Erwartungen und bei
Beschwerden wurde schnell nach dem Di-rektor
verlangt. Damit hatte es sich dann.
Und dann kam ich zur Matisse-Gruppe
und in Kontakt mit Heimbewohnern. Die
Dankbarkeit, die diese für ein gutes Essen
zeigten, war für mich Motivation.
Herzlichen Dank für das Gespräch! kir
GV-Manager des Jahres 2018
10 GVmanager 1-2/ 2019
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