
Sprechen
wir übers
Essen! Foto: © skypicsstudio/Fotolia
Frust mit der Klinik- und Heimverpflegung – nicht immer liegt es
an der Qualität, sondern auch an fehlendem Wissen und falschen
Erwartungen. Verpflegung muss kommuniziert werden, dann
klappt es besser mit der Zufriedenheit.
Jens S., Patient mit Bauch-OP, ist verär-gert,
weil er auf seinen geliebten Salattel-ler
verzichten muss. Auch Elvira G., Reha-
Patientin ohne Ernährungseinschränkungen,
mäkelt über das Klinikessen. Es gibt „abends
nie mal Pizza oder so“, das findet sie nicht
gut. Unzufriedenheit mit der Verpflegung – ein
Dauerbrenner in Kliniken und Heimen. Leider
übersehen Care-Küchen häufig, dass diese
Unzufriedenheit oft gar nicht mit mangelnder
Qualität oder Vielfalt zu tun hat. Nicht selten
sind falsche Erwartungen und fehlendes Wissen
der Grund, wenn sich Frust übers Essen breit
macht. Im Klartext heißt das: In vielen Kliniken
und Heimen wird mit Patienten und Bewoh-nern
zu wenig übers Essen gesprochen. Wäh-rend
sich auf den Homepages und in Image-broschüren
die medizinische und pflegerische
Kompetenz des Hauses von ihrer besten Seite
zeigt, bleibt der Verpflegungsbereich oft ein
weißer Fleck in der Selbstdarstellung. Patienten
erfahren oft wenig bis nichts über Speisen-konzept
und -system sowie Ernährungsphilo-sophie
und -profil des Verpflegungsbetriebs.
Die Menschen, die für die Verpflegung zustän-dig
sind, bleiben gesichts- und namenlos, bis-weilen
ist den Patienten nicht einmal bekannt,
dass sich im Haus gar keine Küche befindet,
sondern das Essen geliefert wird.
Mediterrane Argumente
Wer gut informiert ist, hat in der Regel mehr
Verständnis dafür, warum die Ernährung
so und nicht anders auf den Teller kommt.
Gerald
Wüchner, Küchendirektor des Dienst-leistungszentrums
Gastro und Service im Kli-nikverbund
ANregiomed und Botschafter der
Mediterranen
Küche, weiß um die Bedeutung
von Informationstransparenz in puncto Ver-pflegung.
„Unser mediterranes Verpflegungs-konzept
ist zwar bereits in Fachkreisen bekannt,
aber viele Patienten im Klinikverbund Ansbach,
Dinkelsbühl, Rothenburg und Feuchtwangen
kennen es noch nicht. Hier müssen wir mit ge-zielter
Information ansetzen, um sie von den
Vorzügen dieser herzgesunden Kostform zu
überzeugen.“ Jeder Patient bekommt schon
mit der ersten Mahlzeit einen Informations-flyer
zur Mediterranen Küche. Darauf steht
alles über das Profil der Kostform, über Dar-reichungsformen
und Bestellmöglichkeiten.
Gleichzeitig werden die mediterranen Koch-kurse
vorgestellt, die Patienten auch nach ihrer
Entlassung besuchen können. Der Erfolg dieser
Maßnahmen spricht für sich: Rund 5.000 Teil-
nehmer weihte Gerald Wüchner bisher in den
26 GVmanager 10/ 2018