
Foto: Polster
Gute Lernvoraussetzungen
Ob Fußboden, Raumlicht oder Tageslichtfrequenz. Die Gestaltung von Schülerräumen
ist ein entscheidender Faktor für die Unterrichtsatmosphäre. Der Verein zur
Klassenraumgestaltung LuPS treibt das Thema voran.
Atmosphäre
„Schulen dürfen keiner Vergabe nach einer
Ausschreibung unterliegen, die nach Design
oder dem Preis entschieden wird.“
Kurt Rotermund
Mehr über das Aprendarium finden
Sie unter www.lups-ev.com ➘
Der Schulraumgestaltung sollte
wesentlich mehr Aufmerksamkeit
gewidmet werden, meinen Kurt
Rotermund und sein Team vom Verein zur
Klassenraumgestaltung LuPS. Hintergrund
ist u. a. die hohe Zahl an Lehrkräften, die
aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig
ihren Dienst quittieren muss. Investitionen
in die Schulgebäude wirken sich langfristig
aus. Zudem machen sie sich relativ
schnell
bezahlt. Denn die Wirkung des Raums be-einflusst
die Atmosphäre und die sinnliche
Wahrnehmung, was zu Wohlbefinden und
Ausgeglichenheit führt. „Schulmöbel im
Klassenraum oder in der Mensa sollten
durch ihre lern- und gesundheitsfördern-de
Leistung und nicht durch ihren Preis
glänzen“, betont Kurt Rotermund, der
uns mehr dazu im persönlichen Gespräch
berichtet hat:
Herr Rotermund, die Klassenraumgestaltung
ist für Sie mit nachhaltigem
Lernen verbunden. Wie meinen
Sie das?
Es sind grundsätzlich zwei Aspekte, die
bisher nicht im Fokus beim Schulbau stan-den.
Dazu gehört, den Lernabschnitt nach
der Vorschulzeit möglichst hindernisfrei
zu gestalten, um das „Lernen Lernen“ zu
ermöglichen. Dadurch wird die Nachhal-tigkeit
des Unterrichts erst erreicht. Für die
Ausbildung der Kinder sollten die besten
Voraussetzungen geschaffen werden. Sonst
laufen wir Gefahr, dass es zu einer Alibiver-anstaltung
wird.
Wie sehen Sie das Investitionsverhalten
an unseren Schulen und was muss
verändert werden?
Schulen benötigen mehr Unterstützung,
sie tragen eine große Verantwortung für
unsere Zukunft. Wir stellen immer wieder
fest, dass Schulträger gar nicht wissen, was
Schule im Betrieb eigentlich kostet. Wenn
ich aber nicht weiß, was etwas kostet, für
das ich verantwortlich bin, investiere ich im-mer
zaghaft und laufe einer Notwendigkeit
hinterher. Schulen dürfen keiner Vergabe
nach einer Ausschreibung unterliegen, die
nach Design oder Preis entschieden wird.
Welche Rolle spielt dabei das Thema
Ernährungsbildung und wie muss
Schule unter diesem Gesichtspunkt
räumlich gestaltet werden?
Ich denke, wir müssen Schule viel mehr in
den Lebensmittelpunkt stellen. Dazu
gehört
sehr viel: eine wahrnehmbare Flusskosten-betrachtung
der Energien, Lern- und Stu-dierräume
als „Aprendarien“, also lernför-dernde
Klassenräume, und eine Mensa mit
Lehrküche. In den vergangenen Jahren sind
Lebensmittel immer mehr zur Sättigungs-ware
geworden und der Begriff an sich hat
schon an Bedeutung verloren. Daher ist es
sehr wichtig, den Kindern früh genug einen
Kompass für gesunde Ernährung mitzuge-ben.
Gesundes Essen fördert das Lernen.
Wir bringen unseren Kindern Rechnen und
Schreiben bei, damit sie sich in unsere Ge-sellschaft
einbringen können. Den gleichen
Stellenwert muss in den Schulen auch die
Ernährung bekommen, damit unsere Kinder
lange gesund sind und ihre Kompetenz der
Gemeinschaft
zur Verfügung stellen kön-nen.
Es stellt sich in diesem Zusammenhang
immer die Frage, wer das bezahlen
soll. Ist das der falsche Ansatz?
Selbstverständlich müssen wir alle mit Geld
umgehen. Oft ist es nur eine Frage der
Haushaltsgestaltung und der Prioritäten.
Für die Gestaltung von Schulen rechnet es
sich sogar, Schulden zu machen. Hier zu
knausern, verursacht in der Zukunft oft ein
Vielfaches an Kosten.
Kann LuPS als Verein zur Klassenraumgestaltung
dabei helfen?
Ja. Wir halten Vorträge und Workshops in
Lehranstalten. Nur wenn ich weiß, wie ich
Lernhindernisse
beseitigen kann oder wie
sie aussehen, kann ich helfen. Das Apren-darium,
das in jeder Schule einsetzbar ist,
ist deshalb entstanden. Es ist so konzipiert,
dass nicht erst Umbauten an der Kubatur
stattfinden müssen, sondern nur im Klas-senraum
– dort, wo der Unterricht stattfin-det.
Das Aprendarium und „digitales Ler-nen“
sind finanziell
überschaubare Moder-nisierungen,
um eine alte Schule in eine für
die Zukunft ausgerichtete umzuwandeln.
Gibt es schon Referenzbeispiele?
Wir haben in Niedersachsen bereits drei
Muster-Aprendarien konstruiert, in Bayern
und Thüringen jeweils eine. Die Ergebnisse
sind genau so, wie es die Forschungsergeb-nisse
einiger Universitäten vorausgesagt
haben. So hat die Maximilians-Universität
mit Prof. Dr. Joachim Kahlert vom Lehrstuhl
für Grundschulpädagogik und Didaktik das
Aprendarium als Triple AAA-Klassenraum
bewertet. Die Schwerpunkte der Verände-rungen
in den Aprendarien liegen auf Akus-tik,
Beleuchtung, Farben, ergonomischen
Möbeln, blendfreien Tischen, digitalem
Lernen und neuer Sitzordnung im Oval.
Der Lehrer sitzt der Tafel gegenüber, Stüh-le
haben Rollen und sind höhenverstellbar.
Zudem verfügt das Aprendarium über Side-boards
mit Schülerfächern u.v.m.
Vielen Dank für das Gespräch!
dmp
23
3/2018 Schulverpflegung