
Foto: Dewender Food Service
Vor fünf Jahren hat Stephan Dewender
das Konzept der Redistribution, in den
USA bereits seit rund 60 Jahren erfolg-reich,
nach Deutschland gebracht. „In den
ersten drei Jahren war es sehr schwer, Herstel-ler
und Importeure zu überzeugen, mir die
Verantwortung für Ihre Lager- und Logis-tikprozesse
zu geben. Auch der Handel
kannte
ReDistribution nicht und hat zunächst
abgewartet“, resümiert der Geschäftsführer
von Dewender Food Service (DFS) Stephan De-wender
rückblickend. Obwohl sich das schon
zum Positiven geändert hat, steckt noch viel Po-tenzial
im Thema Redistribution. Mehr dazu hat
uns Stephan Dewender im persönlichen Ge-spräch
berichtet.
Herr Dewender, Ihr Unternehmen DFS optimiert
Lagerhaltung, Logistik und Vertrieb der Herstel-ler/
Importeure sowie die Beschaffung des Han-dels.
Warum kann das nicht auch ein neutraler
Logistiker?
Durch die einmalige Kombination dieser drei
Bereiche kann DFS Synergien heben, die los-gelöst
voneinander nicht möglich sind. Ebenso
werden hier Volumen verschiedenster Herstel-ler/
Importeure gebündelt, die teilweise
aus
kartellrechtlichen Gründen nicht einmal mitei-nander
reden dürfen. DFS hat den Kontakt zu
jedem Einzelnen und verteilt über die tatsäch-lichen
Einsparungen fair auf alle Partner einer
Lieferung. Der Handel optimiert dabei seine
Beschaffung und bekommt im besten Fall täg-lich
einen LKW von DFS – ohne große Min-destabnahmen
pro Hersteller – anstatt 20 oder
mehr verschiedene LKWs mit Klein(st)mengen.
Davon profitieren auch die Verwender, die bei
„ihrem Händler“ über ein viel breiteres und
tieferes
Sortiment in kürzerer Zeit verfügen
können. Selbst kundeneigene Entwicklungen
sind so mit „Standardware“ zu kombinieren
und ruck zuck in die Lieferkette integriert. So-gar
„Langsamdreher“ kommen so schneller
und ohne Einlagerung zum Verwender.
Warum tut sich der deutsche Großhandel noch
so schwer mit dem Konzept der Redistribution?
In Deutschland arbeiten wir noch sehr traditio-nell
– vielleicht sogar altmodisch – und hängen
an „kampferprobten“ Geschäftsmodellen und
Prozessen. Ein Grund dafür ist sicher auch, dass
wir wegen der deutlich kleineren Margen keine
Luft für Experimente sehen. Aus meiner Sicht
ist aber gerade das Grund dafür, unterneh-mens-
und auch prozessstufenübergreifende
Synergien zu suchen.
Hat das Thema Nachhaltigkeit Ihnen in die
Hände gespielt?
Ja, auch wenn der Druck noch nicht allzu groß
ist, wollen mehr und mehr Marktteilnehmer
daran mitwirken den CO2-Footprint der Le-bensmittel
zu verbessern – und das ist ein inte-ressanter
Effekt mit Redistribution.
Sie bündeln die Ware verschiedener Händler
oder Hersteller nach Zielort – welche Auswir-kungen
hat das auf die Lieferzeit für Großver-braucher?
Durch kleinere Mindestabnahmemengen pro
Hersteller und gleichzeitig häufigere Belieferung
des Handels von meinem Zentrallager aus, ste-hen
alle bei DFS verfügbaren Produkte schneller
bereit. Auch die Lagerdauer der einzelnen Pro-dukte
über die gesamte Prozesskette verkürzt
sich, was auch Restanten wie MHD-Ware fast
ganz vermeiden kann. Just in time erfährt durch
uns neue Aspekte und steigende Aktualität.
Was bedeutet Ihr Konzept für Mindestbestell-mengen
und Artikel kleiner Händler?
Die Zeiten von 50 oder 100 Lieferanten in
einer
Großküche sind schon lange vorbei. Die
Mindestbestellmenge pro Händler ist somit
aus meiner Sicht kaum noch ein Problem, so-lange
die Küche einen Hauptlieferanten hat.
Interessant wird es bei den Sonderartikeln und
bei Angeboten
von Direktanbietern. Unser
Konzept macht handelstreue Hersteller wieder
attraktiver und sorgt dafür, dass auch z. B. klei-nere
Produzenten aus dem Ausland im gesam-ten
GV-Markt verfügbar sind. Ebenso können
einkaufsverantwortliche Verwender vermehrt
kleinere oder mittelständische Händler nutzen,
die ihnen besonders individuelle oder gute
Dienstleistungen anbieten, da auch diese Liefe-ranten
das volle Sortiment zu marktgerechten
Konditionen anbieten können.
Können Anwender mit Ihrer Hilfe auch eigene
Produkte und Konzepte entwickeln?
Wir unterstützen schon heute Hersteller, Händ-ler
aber auch Verwender-Kunden bei der Ent-wicklung
und tagtäglichen Logistik.
Zudem erleichtern wir Start und Verbreitung
neuer gastronomischer Konzepte. Bisher war es
gängig, weitere Betriebe nach einem „Piloten“
in derselben Region zu eröffnen, da der Lie-ferant
die benötigten Produkte nur an einem
regionalen Lager vorhalten konnte bzw. wollte.
DFS ermöglicht es, räumlich unabhängig zu
agieren – sogar über deutsche Grenzen hinaus.
Herzlichen Dank für das Gespräch! kir
Schneller, vielfältiger,
effizienter
LKWs, die nur teilbeladen umherfahren, gehören dank dem
Modell der Redistribution der Vergangenheit an. Warum die Ware
dennoch schneller beim Anwender ist und viele weitere Vorteile
hat uns Stephan Dewender von DFS erläutert.
48 GVmanager 8/ 2018