
Foto: Transgourmet
Nachhaltigkeit
„Es geht nur mit ehrlicher
Überzeugungsarbeit“
Für die meisten Gäste steht beim Essen der Geschmack im
Vordergrund und oftmals hat auch der Preis eine hohe Relevanz.
Wer nachhaltig erzeugt, aber teurere Produkte an den Mann oder
die Frau bringen möchte, braucht überzeugende Argumente. Wir
sprachen mit Melanie Prengel, Managerin Nachhaltigkeit/CSR bei
Transgourmet, über die Herausforderung, mehr Nachhaltigkeit
auf die Teller zu bringen.
Frau Prengel, viele Unternehmen schreiben sich
inzwischen Nachhaltigkeit auf die Fahnen. Wo-hin
führt das?
Es ist gar nicht mehr so einfach, Menschen
mit diesem Begriff zu erreichen. Nachhaltig-keit
ist schwierig zu messen, das hat zu einer
Verflachung geführt. Außerdem: Wenn jedes
Unternehmen behauptet, nachhaltig zu sein,
leidet am Ende die Glaubwürdigkeit. Daher hat
sich bei vielen Menschen eine gewisse Skep-sis
ausgebreitet. Problematisch ist auch, dass
Nachhaltigkeit je nach Produkt mit anderen
Anforderungen besetzt ist. Es kann damit
mehr Tierwohl gemeint sein, ein anderes
Mal der Ausschluss von Kinderarbeit oder die
Gesundheit
des Konsumenten. Das ist oftmals
verwirrend.
Nachhaltige Lebensmittel anzubieten, hört sich
erstmal nicht so schwierig an. Die Stichworte
lauten „Bio“, „regional“ und „saisonal“. Wo
liegen die Probleme?
Es ist wichtig, ein Bewusstsein für den Sinn
nachhaltiger Produkte zu schaffen. Nicht jeder
ist bereit, für Bio-Produkte oder regionale Pro-dukte
mehr zu bezahlen. Massentierhaltung
gibt es, weil wir uns daran gewöhnt haben,
dass immer alles verfügbar ist – und das mög-lichst
günstig. Die Gastronomie möchte am
liebsten die Edelstücke – aber was passiert mit
dem Rest? Das Ziel bei unserer Eigenmarke
Ursprung ist es deshalb, das Tier möglichst
komplett zu verarbeiten. Das war mal ganz
selbstverständlich – da müssen wir wieder hin.
Daneben gibt es viele weitere Aspekte wie
Lebensmittelverschwendung,
Fisch aus nach-haltigen
Quellen und den Einsatz von Produk-ten
aus fairem Handel. Wir möchten unsere
Kunden gerne dabei unterstützen Nachhaltig-keit
Schritt für Schritt umzusetzen.
Transgourmet möchte das nachhaltigste
Unternehmen
der Branche in Deutschland wer-den.
Wie soll das realisiert werden?
Wir haben hierfür drei Säulen definiert. In der
ersten Säule geht es um verantwortungsvolle
Produkte und deren Beschaffung. Dabei ist
unsere Marke Ursprung der Dreh- und Angel-punkt.
Unser Ziel können wir aber nur gemein-sam
mit anderen erreichen, deshalb arbeiten
wir mit kompetenten Partnern und ausgewie-senen
Experten, auch NGO’s, zusammen. In
der zweiten Säule geht es um Ressourceneffi-zienz
und Klimaschutz, aber auch um die Ver-meidung
von Lebensmittelabfall. Wir sind z. B.
Gründungsmitglied von United Against Waste.
In unserem Fuhrpark setzen wir auf höchste Ab-gasnormen,
eine gedrosselte Geschwindigkeit
und umfassende Fahrertrainings – sowohl aus
Umwelt- als auch aus Sicherheitsgründen. In
Berlin fährt seit über einem Jahr unser erster E-LKW
und Anfang Juli haben wir acht Gas-LKWs
auf die Straße gebracht. In Säule drei geht es
um unser Engagement als guter Arbeitgeber.
Hierzu gehört das betriebliche Gesundheits-management,
die Bereitstellung sicherer und
motivierender Arbeitsplätze und die Unterstüt-zung
unserer Mitarbeiter bei der Vereinbarung
familiärer und beruflicher Pflichten.
Um unsere Nachhaltigkeitsbemühungen wei-ter
zu vertiefen, haben wir in jedem C&C-Markt
und Logistikzentrum sogenannte Nach-haltigkeitsbotschafter
etabliert.
Worin liegt die Herausforderung für einen GV-Betrieb,
nachhaltig zu agieren?
Die größte Herausforderung in der GV liegt da-rin,
die Gäste mit dem Angebot zu erreichen.
Das geht nur mit ehrlicher und konsequenter
Überzeugungsarbeit. Im Idealfall steht die Ge-schäftsführung,
die Einkaufs- und Küchenlei-tung
selbst für das, was angeboten wird.
Welche Maßnahmen empfehlen Sie Großkü-chen,
um nachhaltiges Engagement an den
Gast zu bringen?
Wichtig ist, den Gast nicht zu bevormunden,
sondern ihn zu begeistern. Hilfreich ist es da-
46 GVmanager 8/ 2018