
Fotos: privat
Convenience-Produkte
NACHGEFRAGT
Wie haben sich Conveniencegrad und Nachfrage, veranschaulicht an einer Ihrer wichtigsten Produktgruppen, verändert?
Michael Tschech, Mar-ketingleiter,
apetito:
In den letzten Jahren
steigt der Einsatz von
TK-Produkten in der
Außer-Haus-Verpflegung überproportional
zum allgemeinen Marktwachstum
an. Der Großteil unserer Kunden – von
Kindertagesstätten, Schulen über die
Betriebsgastronomie bis hin zu Kliniken
und Senioreneinrichtungen – wählt unser
Menükomponentensystem Multi Plus.
Kunden, die ihre Tischgäste ohne große
Küchenausstattung und Küchenfläche
versorgen möchten, setzen verstärkt auf
Komplettmenüs.
Marcel Freise, Geschäftsführer,
CF Gastro: Der Bedarf nach frischem und
gesunden Obst und Gemüse steigt weiter
stetig. Der Anteil an vegetarischen und
veganen Speisen hat in allen Segmenten
gewonnen und nimmt heute bereits die
Tellermitte ein. Der Verbraucher wünscht
eine leichte und köstliche Ernährung, im
Idealfall mit Produkten aus der Region.
Die Obst und Gemüsebranche hat in den
zurückliegenden Jahren sehr viel für
die Produktsicherheit getan und schafft
weiterhin ein hohes Maß an Transparenz
in der gesamten Supply Chain. Küchen-fertiges
Obst und Gemüse (Ready Cut)
gewinnt weiter an Bedeutung, da ver-schiedene
Produktionsschritte,
wie das
Reinigen und/oder Schneiden industriell
mittlerweile qualitativ sehr hochwertig
realisiert werden können.
Guido Klüh, Bereichs-leiter,
Dr. Oetker
Professional:
Trockenprodukte, z. B. für
Desserts, haben im GV-Bereich nach wie
vor eine große Bedeutung. Generell se-hen
wir aber eine deutliche Verlagerung
auf den TK/Frische-Bereich – frischer
geht es nicht. Dank der Tiefkühlung kön-nen
wir auch auf Konservierungsstoffe
verzichten. Der TK-Anteil nimmt deutlich
zu, wobei die Lagerkapazitäten bei vielen
Kunden leider nicht auf die Veränderun-gen
im Markt angepasst werden. Wir
stellen fest, dass alles gastronomischer
wird – mit Ausnahme des Care-Bereichs.
Dort herrscht nach wie vor hoher Kostendruck.
Der Fachkräftemangel ist zudem
überall Thema. Deshalb wird in allen
gastronomischen Konzepten der Conve-nience-
Anteil zunehmen.
Dr. Sabine Eichner,
Geschäftsführung, dti:
2016 kamen im Außer-
Haus-Markt erstmals
mengenmäßig mehr TK-Produkte zum
Einsatz als beim Endverbraucher Zuhau-se.
Ein hoher Beschäftigungsstand, eine
gute Einkommensentwicklung und stei-gende
Mobilität beflügeln das Geschäft
außer Haus. Die stärkere Berufstätigkeit
von Frauen und auch die Schulverpfle-gung
verlagern immer mehr Umsätze
aus dem LEH in den AHM. Der Trend zu
Single-Haushalten belebt die Nachfrage
nach Frühstück außer Haus. Davon profi-tieren
v. a. TK-Backwaren.
Christian Ferneding,
Vertriebsleiter GV,
European Convenience
Food: Der ungebrochene
Trend zu Convenience findet in nahezu
allen gastronomischen Segmenten statt.
Besonders intensives Wachstum zeigt
High-Convenience, wie wir sie im Port-folio
haben. Es gilt, eine gleichbleibende
Qualität zu gewährleisten – auch wenn
kein geschultes Personal bereitsteht.
Handling und Verfügbarkeit von TK-Convenience
ist hier nicht nur ein wirt-schaftlicher,
sondern auch ein qualitati-ver
Faktor. Zudem hat sich die generelle
Einstellung u. a. der Profi-Gastronomie
grundlegend verändert; es ist unum-stritten,
dass High-Convenience diese
Bezeichnung verdient.
Dr. Torsten Dickau,
Leiter Nestlé Profes-sional
Service Center:
Im Bereich der Basis-
Convenience sehen wir eine sinkende
Nachfrage. Das betrifft die Produkte, bei
denen Köche noch viel Know-how und
einiges an Aufwand einbringen müssen,
um sie weiterzuverarbeiten. Bei den
Ready-to-use-Produkten sehen wir da-gegen
sogar im Premium-Bereich eine
steigende Nachfrage. Zudem gewinnen
flüssige und ungekühlt-pastöse Produkte
an Beliebtheit, z. B. im Saucenbereich.
Frank Looden, Sales
Director,
OSI Conveni-ence
Europe: Eine Ab-schwächung
der Nach-frage
nach unseren TK-Produkten durch
den Trend zu Regionalität und Frische
können wir nicht feststellen. Allerdings
wird tiefgefrorenes Hack in Deutschland,
im Gegensatz zu z. B. Italien, Frankreich
oder Skandinavien, kaum nachgefragt.
In Deutschland werden lieber Patties ge-kauft,
ungewürzt wie auch gewürzt. Un-ser
großes Plus gegenüber dem Metzger
ist die sichere Lieferfähigkeit und eine
Produktion nach höchstem Standard. Wir
können enorme Mengen an Burgern in
gleichbleibend hoher Qualität liefern. Das
ist ein entscheidender Vorteil für große
Caterer, aber auch Gastronomen generell.
Alle brauchen die Sicherheit, hochwer-tige
Ware in ausreichender Menge zu
bekommen.
Martin Wagner,
Geschäftsleitung,
Trend Meal Food Ser-vice:
Nach dem Ende
der „Geiz ist geil“ Welle sehen wir als
Fullconvenience-Produzent und Cook &
Chill-Pionier zunehmend eine Tendenz zu
Premium Convenience. Vermehrt suchen
Kunden maßgeschneiderte Lösungen –
der Anteil liegt bei uns bei gut 20 %. Der
Convenience-Grad liegt dabei oft weniger
im Produkt, als in der convenienten Pro-blemlösung.
Immer mehr Krankenhäuser
z. B. schließen ihre Küche und nutzen
unsere Komplettlösungen. Das erfordert
ganz neue Lösungen bezüglich Digitali-sierung,
Kundenkommunikation, Logistik
und der Produktionstechnologie.
Florian Behncke, Culinary Fachbera-ter,
Unilever Food Solutions:
Speziell im Bereich Suppen und Saucen
sucht der Koch immer mehr nach flüssi-gen
Lösungen, da er oft nicht mehr die
Zeit und das Geld für Personal hat, um
diese selbst herzustellen. Kunden aller
Bereiche lassen sich auch individuelle
Lösungen erarbeiten.
34 GVmanager 8/ 2018