
Ja oder nein zum Fleischersatz?
In den Supermärkten reihen sich die vegetarischen und veganen Fleischalternativen regalweise
aneinander – selten findet man sie aber im Außer-Haus-Markt. Wie erklären sich
Convenience-Hersteller diese Diskrepanz?
Thomas Knaack,
Geschäftsführer,
Frischdienst Union:
Die Gesellschaft für Kon-sumforschung
hat festge-stellt,
dass der Boom von
Fleischersatzprodukten
im LEH bereits 2016 sei-nen
Höhepunkt erreicht hat und wieder
rückläufig ist. Nun finden Trends ihren
Weg in die Gemeinschaftsverpflegung
üblicherweise mit einer Zeitverzögerung.
Bisher hat es aber nicht den Anschein, als
würde dieser Verzögerungseffekt auch
bei Fleischersatzprodukten eintreffen.
Ein Grund dafür könnte die Preisstel-lung
sein, die im GV-Bereich immer ein
sensibler Punkt ist. Fleischersatzproduk-te
sind nicht unbedingt günstiger als
echte
Fleischprodukte, teilweise sogar
teurer. Wenn dann noch ein nicht echter
Geschmack hinzukommt, greift insbe-sondere
die wachsende Gruppe an Fle-xitariern
lieber zu Gerichten ganz ohne
Fleischkomponente. Es gibt bei uns je-doch
eine Kundengruppe, die nach wie
vor einen vergleichsweise hohen Anteil
an Fleischersatzprodukten abruft, näm-lich
Schulen und Kitas. Kindern scheint es
zu schmecken, was an der einheitlichen
Konsistenz ohne zähe Fasern, Fette und
Sehnen liegen könnte.
Beate Seifert, Geschäftsführerin,
Wela-Trognitz:
Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das veränderte
Verbraucherverhalten schneller reagiert als die Ge-meinschaftsverpflegung
und die Gastronomie. Daher
sind Fleischersatzprodukte wie „vegan wie Schnitzel“,
vegane Wurstprodukte und veganer Käse zwischen-zeitlich
im Handel gut vertreten und werden vom Ver-braucher
auch nachgefragt. Wir verzeichnen auch in der Gemeinschaftsverpflegung
dazu eine steigende Nachfrage. Oft sind es die Gäste, die nach den Produkten fragen
und so erzeugt die Nachfrage das Angebot. Vegetarisch und vegan sind in der Gesell-schaft
längst keine Randerscheinungen mehr, das spiegelt sich auch auf den Tellern
in der Gemeinschaftsverpflegung und in der Gastronomie wider: Engagierte Küchen-chefs
bieten mit Fleischersatzprodukten kreative Lösungen für die Tellermitte an.
Daniela Zirbes, Brand Managerin DACH, FrieslandCampina Foodservice:
Im Lebensmitteleinzelhandel wurde der vegetarische Trend durch die Medien forciert
und dadurch die Nachfrage der Verbraucher schnell gesteigert. Der Trend zur fleischlosen
Küche
ist auch im GV-Bereich immer häufiger zu finden. Jedoch ist er noch nicht in allen
Betrieben angekommen. Insbesondere ein vegetarisches Produkt auf Milchbasis, wie es
bei Valess der Fall ist, ist erklärungsbedürftig. Wenn es jedoch erst einmal von den Tisch-gästen
entdeckt wurde, greift man immer wieder danach.
Fotos: privat
Markus Wissing, Vertriebsleiter, Vegafit:
Wir liefern bereits in Großküchen, Betriebsrestaurants
und auch Schul- und Kinderverpfle-gung,
daher müssen wir für uns sagen, dass
durchaus eine gute Akzeptanz vorherrscht.
Allerdings ist der Einstieg in dieses Segment
nicht unbedingt einfach. Das geht schon ein-mal
mit der Begrifflichkeit los: Keiner möchte
gerne ein Ersatzprodukt. Aus diesem Grund verwenden wir die
Begriffe Fleischalternative oder einfach Vleisch.
Nachgehakt
46 GVmanager 1-2/ 2018