Regionalität gilt als erfolgreichster Trend,
bezogen auf das Speisenangebot, in
der Gemeinschaftsgastronomie. Dieses
Ergebnis des GV-Barometers überrascht
Sie wohl genauso wenig wie mich. Meiner
Meinung nach ist Regionalität schon längst
kein reiner Trend mehr, sondern Einstel-lungssache
geworden. Wozu Bio-Kartoffeln
aus Ägypten kaufen, nur um des Bio-Sie-gels
willen, wenn es nebenan einen Bauern
des Vertrauens gibt, der konventionell, aber
nachhaltig wirtschaftet?
Ähnlich sehe ich das auch beim zweitgröß-ten
„Trend“ unter den elf vorgegebenen
Optionen: vegetarischen Speisen. Wer
heutzutage vegetarisch isst – vielleicht
nicht nur, aber ab und zu – ist weder Dog-matiker
noch Trendsetter, sondern ein sehr
heterogener und großer Gästekreis.
Aber gerade weil Regionalität und vegeta-rische
Speisen sich über den anfänglichen
Trendstatus hinaus etabliert haben, sind sie
ja so erfolgreich.
Wirklich spannend fand ich eine andere
Nachricht, die uns zum Jahresbeginn
erreichte: die Inhalte der überarbeiteten
Novel-Food-Verordnung. Nicht, dass ich
mich jetzt als Fan von juristischem Kau-derwelsch
outen möchte – im Gegenteil:
ich musste sie mehrmals lesen, um dahin-terzukommen,
was nun der Unterschied
zwischen „neu“ und „neuartig“, bezogen
auf Lebensmittel, sein soll. Spannend
meine ich in Hinblick auf das, was uns die
Verordnung beschert: So vereinfacht sie
die Zulassung neuartiger Lebensmittel wie
Insekten. Bisher bewegten sich Anbieter
und Hersteller in Deutschland in einer
rechtlichen Grauzone, weshalb Insekten
als Nahrungsmittel oder Zutat kaum zu
finden waren. Seit Januar müssen derartige
Lebensmittel zwar gesundheitlich bewertet
und zugelassen werden, dürfen dann aber
legal verkauft werden.
In meinem Kopfkino formte sich sofort eine
neue Spezies: Der Insectotarier, ein Vege-tarier,
der zwar auf sonstige tierische Pro-dukte
verzichtet, aber Insekten gegenüber
aufgeschlossen ist. Das würde uns wiede-rum
diverse Sub-Spezies bescheren, z. B.
Claudia Kirchner
Chefredakteurin
den Ovo-Insectotarier, der zusätzlich Eier
verzehrt, oder den Pesce-Insectotarier, der
auch Fisch auf dem Speiseplan akzeptiert.
Ich entdecke in meinem Kopfkino zudem
ein weiteres Symbol, das die Landkarte
Ihrer Speisekarten bereichern könnte: eine
grüne Heuschrecke, stellvertretend für alle
Insekten, die in den Speisen verarbeitet
sein könnten.
Ich gebe zu, Trend wird das Ganze sicher
nicht, Fiktion wird es aber genausowenig
bleiben. Vielleicht auch eine spannende
Frage für Ihren Messebesuch auf der Inter-gastra,
wie die Food-Hersteller zu diesem
Thema stehen? Sicher werden Sie dort
aber auch Neuheiten entdecken, die ak-tuelle
Entwicklungen aufgreifen oder das
Zeug dazu haben, neue Trends zu setzen.
Ich sehe die Top-Themen des Jahres eher
im technischen Bereich – im breiten Feld
der Digitalisierung – und bin gespannt auf
die Produkte, die dazu vorgestellt werden
– ebenso wie auf unseren Fachkongress zu
diesem Thema am 5. Februar. Kommen Sie
doch auch vorbei (s. S. 30)!
Insectotarier als Trend?
Foto: © Paul Bojba
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