
auf Rädern zu entwickeln. Die Banken sahen
das damals leider anders; bei fast allen bin ich
abgeblitzt. Dabei hat mein damals eingereich-tes,
15-seitiges Marketingkonzept noch heute
Gültigkeit. Im Gegensatz zu den Banken hat
der Markt das Potenzial meiner Idee erkannt.
1987 hausierte ich mit dem Prototypen und
konnte die ersten 5.000 Stück schon verkau-fen,
bevor sie produziert waren. So meldete
ich Mitte 1988 MenüMobil als Unternehmen
an, noch als One-Man-Show. Dann nahm die
Geschichte ihren Lauf.
Historisch bedingt, sind Sie Induktionsfan.
Wann und warum sind Sie von Ihrer Überzeu-gung
unternehmerisch abgerückt?
Als ich kurz nach Unternehmensstart 1989/90
mit Induktion angefangen habe, haben mich
viele Branchenbegleiter für verrückt erklärt.
Die Technik erforderte viel Überzeugungsar-beit
und wir mussten oft „Erste Hilfe“ leisten,
wenn wir angesichts „kalter“ Wagen zu Hilfe
gerufen wurden. Überzeugt von Induktion,
entwarf ich als Argumentationshilfe für meine
Mitarbeiter ein 19-Punkte-Programm contra
Heißluft. Nicht einmal zehn Jahre später habe
ich Heißluftwagen ins Portfolio aufgenommen,
ab 2007 tüftelten wir an Modellen mit Kon-taktwärme.
Seit 2009 sind wir ein Komplettanbieter.
Obwohl mein Herz an der Induktion
hängt, ist das passende Regeneriersystem
doch stets eine Frage der Küchenphilosophie.
Zudem hat jedes System seine Vor- und Nach-teile.
Als einziger Komplettanbieter haben wir
die Stärke, objektiv und umfassend beraten zu
können – bis hin zu den Betriebskosten. Außer-dem
sind wir Experte für individuelle Lösungen,
deren praktische Inbetriebnahme wir sehr
ausführlich begleiten.
Hupfer hat Mitte des Jahres im Zuge der
Unternehmensnachfolge
die Mehrheitsbetei-ligung
an MenüMobil übernommen. Welchen
Rat geben Sie Ihrem Team, bis dato ein reines
Familienunternehmen, mit auf den Weg?
Zum Erfolg von MenüMobil haben meine Mit-arbeiter
seit jeher beigetragen, indem sie mit
mir an einem Strang gezogen haben – dafür
bin ich ihnen sehr dankbar. Sie haben meine
Philosophie, dass der Kunde an erster Stel-le
steht, ebenso gelebt wie den Aspekt der
Menschlichkeit – in unserer Branche ein nicht
unwichtiges Verkaufsargument. Mir war es
zudem immer wichtig, unsere Produkte und
Konzepte leicht begreifbar zu machen. Nur so
nimmt man alle Beteiligten mit, die bis hin zur
untersten Ebene gleich zu behandeln sind. Ich
bin zuversichtlich, dass das Team diese Werte
beibehält.
Ich glaube auch, dass der Spirit eines Familienunternehmens
erhalten bleibt, schließlich ist
auch Hupfer ein solches. Wir haben schon län-ger
mit Hupfer zusammengearbeitet, die letz-ten
vier Jahre sehr intensiv, und dabei festge-stellt,
dass es gut passt. Allerdings wird es mein
Nachfolger und Neffe Johannes Abenthung
angesichts der Mehrheitsbeteiligung nicht
ganz so leicht haben, Entscheidungen zu tref-fen,
wie ich es bis dato hatte.
Sie waren auch viel im Ausland unterwegs. Was
können sich deutsche GV-Betriebe in dieser Hin-sicht
von extern abschauen?
Ich sehe das eher umgekehrt. Innerhalb von
Speisenverteilung
Österreich, der Schweiz und v. a. Süddeutsch-land
wird die Esskultur noch sehr hoch gehal-ten.
Dieses Engagement ist etwas, das sich
ausländische Betriebe von uns abschauen
müssten. Ich würde mir zudem wünschen,
dass die Relevanz des Energiesparens auch
außerhalb Europas mehr zunimmt. Bisher
verkaufen wir Induktionstechnik z. B. primär
in Deutschland und Österreich, weil hier viel
Wert auf Stromsparen gelegt wird.
Im Speisentransport sind Sie gut 30 Jahre tätig,
welche Entwicklung bedauern Sie, worüber
sind Sie froh?
Während es vor 20 Jahren noch vorrangig da-rum
ging, wie man das Essen am besten heiß
hält, haben sich inzwischen vernünftige Kühl-systeme
etabliert. Das ist wichtig für die Qua-lität
und auch notwendig hinsichtlich HACCP,
wofür sich inzwischen auch bei jedem Anbie-ter
Überwachungssysteme in den Wagen fin-den
– eine sehr positive Entwicklung.
Kritisch sehe ich das Preisdumping innerhalb
der Branche, womit wir es uns nur gegensei-tig
schwer machen. Auch die kostenlose Test-stellung
von Wagen ist problematisch. Zwar
gehört es in gewissem Umfang zum Service
dazu, aber dieser sollte auch Grenzen haben.
Essen auf Rädern bekommt gerade angesichts
von Delivery-Anbietern wie lieferando eine
neue Dimension. Ein künftiges Geschäftsfeld für
Ihren Klassiker MenüMobil Classic?
Darüber habe ich schon viel nachgedacht.
Aber unsere Boxen sind im Vergleich zu Einweg
wesentlich teurer – und es fehlt ein gutes Rück-laufsystem.
Außerdem wird oft nur eine Kom-ponente
ausgeliefert, kein komplettes Menü.
Was werden Sie im Ruhestand vermissen?
Ich habe nun mehr als 30 Jahr lang die volle
Verantwortung alleine getragen. Diese Last
werde ich nicht vermissen. Da ich bis 2020
weiterhin beratend für MenüMobil im Beirat
tätig sein werde, bleibe ich aber noch ein
bisschen am Ball. Ich freue mich aber,
mehr Zeit für mich zu haben, für
meine Familie und meine Leiden-schaft,
das Golfen. Letzteres tut
meiner Seele sehr gut, wenn
auch mein liebster Sport das
Essen ist.
Was würden Sie auf eine
einsame Insel mitnehmen?
Zuhause lassen würde ich auf
jeden Fall mein Handy, mitnehmen
meine Familie, meine Freunde, meine Golf-schläger
und ein schnelles Auto.
Herzlichen Dank für das Gespräch! kir
Vom handgeschnitzten Prototypen
über die schlichte Eco-Variante aus
Styropor bis hin zum induktionsgekoppelten
Menüsystem – die
ClassicLine ist seit 30 Jahren ein
Bestseller.
Wir haben Meilensteine und Projekte von MenüMobil
jahrelang begleitet. Ausgewählte Artikel finden Sie
hier: www.gastroinfoportal.de/menuemobil ➘ Fotos: MenüMobil
12/ 2017 GVmanager 35