
Foto: Kirchner
Eigentlich hätte er Priester werden sol-len.
Doch wer den wortgewandten
Genussmenschen Josef Draxl kennt,
weiß, wie wenig das passt. Das Beamten-tum,
die zweite Wahl seiner Eltern, war für
ihn nicht mal dritte Wahl. Dass trotzdem
etwas „Anständiges“ aus dem Autodidak-ten
wurde, ist einem Geistesblitz des Tiro-ler
Cleverli, wie er von einem Branchenbe-gleiter
betitelt wurde, zu verdanken: dem
Entdecken der Marktlücke von Essen auf
Rädern in den 80ern. Fast 30 Jahre später
drängt sich der Vergleich auf, dass sein
Wirken dem eines Priesters – zumindest in
Ansätzen – gar nicht so fremd war: So pre-digte
er die Vorteile von Induktion herunter
und leistete Missionierungsarbeit. Keiner
propagierte die Technik in ihren Anfängen
so überzeugt wie er. Die Schwestern eines
Klinikums bei einem seiner ersten Aufträge
sollen gar von „einem Wunder“ gespro-chen
haben, als sie die heißen Speisen aus
dem kalten Innenraum holten. Wir haben
mit dem 66-jährigen Josef Draxl zurück auf
seine persönlichen Anfängen geblickt und
eine fast 40-jährige Branchenerfahrung
Revue
passieren lassen.
Herr Draxl, wie verlief Ihr Brancheneinstieg?
Nach der Bundeswehr habe ich mich Mit-te
der 70er bei einem Hersteller für Großküchentechnik
für die Leitung der west-österreichischen
Niederlassung beworben
und musste im Auswahlverfahren als Autodidakt
gegen diverse Dipl.-Ingenieure an-treten.
Statt technisch detailverliebt, bin
ich pragmatisch an eine Skizzierungsauf-gabe
herangegangen, was u. a. überzeugt
hat. Danach wurde ich vier Monate im
Werk geschult und musste u. a. schleifen
und schweißen. An meinem ersten Arbeits-tag
als Verkäufer fuhr ich statt in ein großes
Tourismusgebiet ins hinterste Pitztal – bis
dato von meinen Kollegen links liegen ge-lassen.
An einem Bauernhof mit Anbau, der
verdächtig nach touristischen Ambitionen
aussah, machte ich Halt. In meinem Anzug
mit Krawatte wurde ich skeptisch beäugt,
kam aber durch meine bodenständige
Tiroler
Art schnell ins Gespräch. Um 14 Uhr
hatte ich meine erste Küche verkauft – und
es sollten in dieser Woche noch vier weitere
folgen.
Das erste Produkt von MenüMobil, die
passive Box für Essen auf Rädern aus der
ClassicLine, ist noch heute, unwesentlich
verändert, ein Klassiker. Hätten Sie mit dem
Erfolg gerechnet?
Nein, dieser Produktzyklus von 30 Jahren
ist abnormal. Natürlich war es damals
mein Ansinnen, eine Marktlücke zu finden
– und als Mitte der 80er Jahre die Haus-krankenpflege
aufkam, hatte ich das rich-tige
Gespür,
ein gutes System für Essen
Speisenverteilung
Tiroler Cleverli
Er revolutionierte Essen auf Rädern und steht für Induktion
ein, wie kaum ein anderer – Ende 2017 zieht sich Josef Draxl
aus der Geschäftsführung der MenüMobil Food Service
System GmbH zurück. Ein persönliches Resümee.