
Pilotprojekt
Temperatur-Mehr-Wert
Welchen Nutzen zieht Julian
Schmid aus dem Projekt – ab-gesehen
vom Einstieg ins Großkundengeschäft?
„Ich profitiere
von der Temperaturüberwachung
durch das gekoppelte System
Check von Rieber.“ So wurden sein
Kühlraum und sein Transporter
mit Temperaturloggern ausgestat-tet,
welche die hygienischen Rahmenbedingungen
dokumentieren.
„Das reduziert mir Bürokratie und
veranschaulicht bzw. warnt mich,
wenn es z. B. im Sommer mal kri-tisch
wird“, ergänzt er. Zusätzlich
kann mittels Check der komplette
Weg der Behälter, von der Molke-rei
bis in die Großküche, rückver-folgt
werden. Als Hilfsmittel dienen
QR-Codes, ein Smartphone und
eine App. Räumt Julian Schmid
z. B. den befüllten GN-Behälter in
den Regalwagen, scannt er den
QR-Code des Behälters und des
Wagens und ordnet sie damit im
System zu. „Manuell dauert das
momentan nur Sekunden, doch
für den großen Maßstab fände
ich eine automatische Scanbrücke
praktischer“, zeigt er Verbesse-rungspotenzial
auf.
Regionale Chance?
Was bedeutet das Mehrweg-Logistikprojekt
für den regionalen
Raum? „Es erleichtert es, regio-nale
und naturschutzorientier-te
Produkte in garantierter und
überwachter Qualität – bisher
ein Defizit kleiner Erzeuger – aus
den ländlichen Räumen im gro-ßen
Maßstab in gastronomische
Betriebe fließen zu lassen; noch
dazu nachhaltig verpackt in stan-dardisierten
Mehrweggebinden“,
erläutert Rainer Striebel vom Bio-sphärengebiet
Schwäbische Alb.
Als Projektpartner hat er die Hof-molkerei
Schmid vermittelt, die als
Erzeuger und Verarbeiter fungiert,
und damit bereits zwei Schritte
vom Acker zum Teller abbildet. Als
Herausforderung ähnlicher Projek-te
nennt Rainer Striebel den Preis.
„Mit Großhandelspreisen können
regionale Erzeuger und Verarbeiter
nicht konkurrieren. Wir versuchen
jedoch, die Wettbewerbsfähigkeit
durch indirekte Subventionierun-gen
zu unterstützen, z. B. durch
Fördermittel
für Arbeits-maschinen,
die Etablie-rung
einer
Regionalmarke oder Aufpreisinitiativen.“
Winfried Herb und Julian
Schmid sind sich preislich dennoch
schnell handelseinig geworden.
„Da ich aufgrund des Projektstatus
keine Anfangsinvestitionen hatte,
konnte ich gut kalkulieren“, erläu-tert
Julian Schmid. Nachahmern
zugute kommen könnte die Über-legung
von Rieber, bei einem Roll-out
auf eine Nutzungsgebühr für
die Behälter und das Sytem Check
zu setzen.
Ausblick
„Zur Umsetzung im großen Stil
bedarf es eines Dienstleisters,
der die Behälter logistisch orga-nisiert,
ähnlich wie bei den roten
E2-Kisten, und ein Pfandsystem
hinterlegt“, stellt Winfried Herb
in Aussicht, der das Projekt zum
Dauerläufer machen will. „Das
Projekt ist nachhaltig, hygienisch
und handhabbar. Der Arbeitsauf-wand
ist minimal höher, aber das
muss uns unsere Zukunft wert
sein“, resümiert er. Der visionäre
GV-Manager, der Cook & Chill
schon in den 1980er Jahren als
zukunftsfähiges Produktionssys-tem
anvisierte, spinnt die Idee
gedanklich sogar weiter: „Wenn
das Ganze mit einem schwierigen
Produkt wie Joghurt funktioniert,
dann doch erst recht mit Trocken-produkten
wie Linsen!“ Chancen
sieht er bei kleinen Erzeugern –
jedoch nur eingeschränkt: „Voraussetzung
für mich und viele Kol-legen
sind eine gute Logistik und
eine ganzjährige Liefersicherheit.“
Darüber hinaus sieht er aber auch
den Großhandel in der Pflicht, auf
derartige Systeme umzustellen.
„Mit dünnwandigerem Edelstahl
verliert die Ausrede des Transportaufwands
an Gewicht – und zwar
wortwörtlich. In einer Zeit, in der
alles hinterfragt wird, ist es not-wendig,
auch unser Verhalten in
puncto Lebensmittelverpackung
in Frage zu stellen.“ kir
„Das Projekt hat Pilotcharakter, weil es Digitalisierung,
Wertschöpfung im ländlichen Raum
und die Bewahrung der Kulturlandschaft mit
urbanen Gebieten verknüpft.“ Franz Untersteller,
Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Baden-Württemberg
MEHRWEG-LOGISTIKPROJEKT
Landkreis Reutlingen
Projektpartner: Akademie für Natur- und Umweltschutz
Baden-
Württemberg (Projektbegleiter), BruderhausDiakonie
(Anwender), Biosphärengebiet
Schwäbische Alb (Netzwerk zer-tifizierter
Partner- und Landwirtschaftsbetriebe), Hofmolkerei
Schmid (Erzeugung, Produktion, Logistik), Landkreis Reutlingen
(Projektbegleiter), Rieber (Projektinitiator, Hersteller Mehrweggebinde,
digitale Organisation des Prozesses)
Projektziele: ✔ Verbesserung der Lebensmittelsicherheit/-qua-lität
regional und nachhaltig erzeugter Lebensmittel; ✔ Stärkung
regionaler Produkte und Wirtschaftskreisläufe; ✔ Verbesserung
regionaler Wertschöpfung, Umweltvorsorge und Klimaschutz
durch die bessere Verknüpfung von Produktion, Vertrieb und
modernen
Informationstechnologien; ✔ Bewahrung der Biodiversität;
✔ Bewusstseinsveränderung für nachhaltige Prozes-se;
✔ Implementierung eines Mehrwegsystems
Projektinhalt:
Die BruderhausDiakonie Reutlingen wird mit Joghurt von der
Hofmolkerei Schmid aus Münsingen innerhalb des Biosphären-gebiets
Schwäbische Alb im Mehrweg-Großgebinde beliefert.
Überwacht wird der Prozess mit dem Dokumentations- und
Organisationssystem
Check von Rieber.
„Das Projekt ist nachhaltig,
hygienisch und gut zu handhaben.“
Winfried Herb, Leiter Gemeinschaftsküche, BruderhausDiakonie
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40 GVmanager 11 / 2017
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