In Lockdown-Zeiten verließen viele Servicekräfte die Branche. Diese gleichwertig zu ersetzen ist schwer. Doch der Schweizer Gastro-Marketing-Spezialist Thomas Holenstein von Pogastro verspricht die Lösung: Innovative Hightech-Serviceroboter wie der katzenähnliche BellaBot servieren Mahlzeiten, unterstützen beim Stockwerkservice und transportieren verwendetes Geschirr ab.
Im exklusiven Interview mit GastroInfoPortal verrät der Tech-Visionär, wie man Serviceroboter sinnvoll nutzen kann.
Herr Holenstein, braucht ein Unternehmen einen Software-Spezialisten, der den Serviceroboter entsprechend programmieren bzw. bedienen kann?
Nein, die Roboter werden fast „Plug and Play“ geliefert. Man gibt ihnen einmalig den Raumplan vor und teilt ihnen mit, wo welcher Tisch steht. Dann können sich die Roboter dank Sensoren und Navigationstechnologie ganz alleine im Raum bewegen. Hindernisse wie verschobene Stühle oder Menschen können identifiziert und clever umfahren werden. In einem Bistro zum Beispiel kann das Personal hinter dem Tresen Getränke und Speisen auf ein vom Roboter getragenes Tablett stellen und die Tischnummer wählen – schon fährt der Roboter los. Das alles benötigt in der Regel nur wenig Vorlaufzeit. Natürlich können Kunden jederzeit unsere Kompetenz in der Softwareentwicklung beanspruchen.

Merkt sich der Serviceroboter Daten zu den Gästen oder zu ihren Bestellungen bzw. wertet er diese aus?
Es ist durchaus möglich, dass historische Daten in Datenbanken gespeichert werden können, um später Auswertungen daraus zu ziehen. Der Plan ist, dass Gäste immer besser und individueller auch von Roboter-Systemen bedient werden können.
Kann man den Roboter speziell programmieren, sodass er zum Beispiel im Dialekt spricht?
Derzeit sind solche Spielereien nicht geplant, aber wir stehen in regem Austausch mit der Herstellerfirma. Wenn der Bedarf, dass die Roboter etwa in bayrischem Dialekt sprechen, vorhanden ist, sehe ich kein Problem, weshalb das nicht umgesetzt werden könnte. Wir können alles zusätzlich programmieren, was der Kunde sich wünscht. Auch Drittsysteme können auf die Roboter angepasst werden.
Wie viel kostet ein Serviceroboter? Gibt es laufende Kosten in Bezug auf Wartung oder Ähnliches?
Ein Roboter schlägt mit einem Listenpreis von circa 20.000 Euro ohne Mehrwertsteuer zu buche. Er muss täglich aufgeladen werden, sodass er anderntags wieder voll einsatzfähig ist. Energiekosten kommen also hinzu. Was aber nicht vergessen werden darf ist die Effizienz, die ein Serviceroboter mitbringt. Beispielsweise können Laufwege des Personals deutlich reduziert werden. Jeder Roboter besitzt außerdem einen Marketingvorteil: Betriebe teilten uns mit, dass Hotel- und Restaurantgäste alleine wegen des Roboters angereist seien.

Kann man einen Serviceroboter erst einmal testweise nutzen, um zu sehen, ob er in den eigenen Betrieb passt?
Ja, wir haben zwei Roboter für den Testbetrieb vorgesehen. Angeliefert werden die Roboter in robusten Flight Cases. Bevor eine Anschaffung getätigt wird, muss der Betrieb vom Konzept vollkommen überzeugt sein.
Haben Sie ein Beispiel für einen Best-Practice-Fall?
Das aktuelle Fachpersonalproblem führt in vielen gastronomischen Betrieben zum Umdenken. Wir kennen Betriebe, die die Serviceroboter angeschafft haben, um die körperlich schwer arbeitenden Angestellten zu unterstützen. Das Servicepersonal hat so auch mehr Zeit für Gäste, denn Abräumarbeiten werden vom Roboter abgenommen. Zusätzlich fördert das den Umsatz.
Würden Sie sich lieber von einem Roboter oder von einem menschlichen Angestellten bedienen lassen?
Ich würde lieber von einem Menschen bedient werden. Und gerade das ist der große Vorteil: Die schweren Arbeiten sollen künftig Roboter abnehmen, sodass der Mensch die Beratung übernehmen kann.
Herzlichen Dank für das Gespräch!