Christian von Rumohr, Direktor des The Liberty Hotel in Bremerhaven (Quelle: The Liberty Hotel)
Quelle: The Liberty Hotel

Veraltete Credos haben ausgedient

Christian von Rumohr bekleidet seit Mai 2021 die Position des Direktors im The Liberty Hotel in Bremerhaven. Zudem absolviert er derzeit eine Weiterbildung zum CSR- und Nachhaltigkeitsmanager. Der 52-Jährige leitete zuvor zehn Jahre lang das Berliner Hotel Mondial am Kurfürstendamm. Im Interview erzählt er uns, was für ihn soziale Nachhaltigkeit bedeutet.

Herr von Rumohr, Sie sind seit Mai Direktor des Liberty Hotels Bremerhaven. Warum haben Sie sich für das Haus entschieden?

Das Haus ist wirklich sehr schön und ich hatte nach meiner Zeit in Berlin wieder Lust auf den Norden. Zu den Geschäftsführern der Raphael Hotels hatte ich sofort einen guten Draht. Die Raphael Hotels sind ein mittelständisches Unternehmen mit zehn Hotels, wo Nachhaltigkeit schon gelebt wurde, noch bevor es allgemein ein großes Thema war. Im Portfolio befindet sich z. B. mit dem Wälderhaus in Hamburg ein besonders ökologisches Hotel, das überwiegend aus Holz besteht. Dieser Nachhaltigkeitsgedanke passte sehr gut zu mir und ich konnte mich parallel zum Nachhaltigkeitsmanager weiterbilden.

Und das Liberty Hotel in Bremerhaven liegt zusätzlich direkt am Hafen, strebt in der Küche Sterneniveau an und ist optisch wirklich toll. Hier haben wir das pure norddeutsche Flair des Hafenlebens. Vor der Haustür liegen Zwei- und Dreimaster so nah wie sonst nirgendwo. Also es hat für mich alles gut zusammengepasst.

Welchen Gast soll das Hotel ansprechen?

Wir haben etwa 50 Prozent Geschäftsreisende und 50 Prozent Leisure-Gäste. Wir haben in Bremerhaven ja u. a. das Helmholtz Zentrum, das Alfred Wegener Institut und weitere Forschungseinrichtungen und natürlich auch den Im- und Export am Hafen. Für den Freizeittouristen gibt es das Wattenmeer, einen Zoo und tolle Museen. Das Klimahaus und das Wattenmeer rangieren auch bei Lonley Planet auf Platz vier und fünf. Besonders interessant ist auch das Deutsche Auswandererhaus, denn innerhalb der letzten Jahrhunderte sind von Bremerhaven über 7 Millionen Menschen aus ganz Europa ausgereist – vor allem in die USA. Die Museumstour ist beeindruckend. Der Besucher bekommt am Eingang die Vita eines Auswanderers und mit diesem durchlebt er dann seine Ausreise nach Übersee und geht an Bord eines Schiffes. Der Architekt des Museums, Andreas Heller hat auch schon Kulissen und Bühnen gebaut und dementsprechend detailgetreu und liebevoll ist das Haus gestaltet. Das Museum ist nun durch das Einwandererhaus erweitert worden.

Wir haben das Glück, dass Andreas Heller architektonisch in das Liberty involviert war. Dort findet der Gast im Empfangsbereich Details wie Schiffsholz und nautische Dekore sowie Originalspeisekarten der Passagierschiffe. Man sieht vor allem auch in den Bildern im Hotel den Bezug zur Auswanderergeschichte. Zudem öffnen sich zwei Drittel unserer Zimmer mit ihrem Balkon direkt zum Hafenbecken und im 5. Stock haben wir eine Bar mit einem fantastischen Blick über den Hafen.

Findet man die Gerichte aus den Originalspeisekarten auch im Restaurantkonzept?

Manche sind daran angelehnt, aber unser Restaurantkonzept ist grundsätzlich ein anderes. Das Restaurant ist nach der Mulberry Street in New York benannt. Diese Straße verbindet mehrere Viertel in Manhatten miteinander, wie auch China Town und Little Italy. Dort gibt es viele Restaurants und Streetfood aus verschiedenen Kulturen, die unsere Küche inspirieren. Unser Küchenchef Philip Probst hat während seiner Karriere bereits einen Stern erkocht und wir wollen ihm nun ermöglichen, dies im Liberty Hotel Bremerhaven erneut zu tun.

Könnte man die Gerichte auch nach Hause bestellen?

Wir hatten über die Weihnachtstage die Ente als Liefergericht im Angebot. Da wir einen so begnadeten Koch haben, kommt das bei den Gästen ganz gut an. Wir mussten das Angebot im letzten Jahr sogar auf die Adventssonntage ausweiten, weil die Nachfrage so hoch war. Aber andere Gerichte liefern wir nicht.

Wir haben auch unsere Öffnungszeiten eingeschränkt. Sonntags haben wir z. B. geschlossen. Die Zahlen geben uns recht und die Mitarbeitenden im Service können so den Sonntag mit der Familie verbringen. Unser Fine-Dining-Angebot wird ebenfalls nur vier Tage die Woche laufen. Die Mitarbeitenden bekommen so eine Vier-Tage-Woche. Man muss Personal eben auch strategisch sinnvoll einplanen. Im Nachtdienst muss z. B. nicht unbedingt ein ausgebildeter Hotelfachmann sitzen, wenn es gar nicht so viel zu tun gibt. Oder im Frühstücksservice kann man z. B. gut Mütter in Teilzeit einstellen. Die Servicekräfte müssen sich wohl fühlen, um dem Gast auch freundlich entgegen treten zu können.

Haben sich die Anforderungen an das Personal verändert?

Ich glaube, dass sich gewisse steife Strukturen aufgelöst haben und man lockerer geworden ist. Für mich ist wichtiger, dass Mitarbeitende den Gast gut beraten und dabei lächeln, als von welcher Seite der Teller eingedeckt wird. Das Team soll sich lieber gut in der Gegend auskennen und wissen, was es im Museum zu sehen gibt, oder wo der nächste Flohmarkt stattfindet. Ich denke auch, dass Mitarbeitende sich heute mehr einbringen und mehr Verantwortung und auch Spaß haben dürfen. Credos wie „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ haben ausgedient. Das ist heute schon ein ganz anderes Miteinander. Man kann auch den Auszubildenden durchaus mehr Verantwortung zutrauen, sie fordern das heute auch ein.

Was muss die Branche Ihrer Meinung nach verändern?

Die Branche wird jüngere Genrationen mehr miteinbeziehen müssen. Bei uns an der Hochschule Bremerhaven begleiten wir jetzt z. B. im Fach BWL vier Referatsthemen, von denen wir uns natürlich auch neuen Input für das Hotel erhoffen. Wir haben z. B. bereits zwei Ladestationen und wollen auf acht erhöhen. Und wie wir das angehen können, also auch in Hinblick auf Förderungen, das erarbeiten u. a. mit uns gemeinsam Studenten.

Auch der Ruf nach Nachhaltigkeit kommt von den Jüngeren. Wenn man sich Gedanken darüber macht, wo z. B. die Wäsche herkommt und wenn ökologische und soziale Aspekte dabei berücksichtigt werden, dann kostet das Kilo Wäsche etwas mehr, aber diese Wertigkeit können wir auch dem Gast kommunizieren. Das rechtfertigt dann auch eine Preiserhöhung. So regelt wieder die Qualität den Preis und nicht nur die Nachfrage. Und so kann ein Hotelier am Ende auch sein Housekeeping fair entlohnen. Langfristig sollte das jedes Haus angehen.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Das The Liberty Hotel Bremerhaven liegt in unmittelbarer Nähe zum Hafen. (Quelle: The Liberty Hotel)
Das The Liberty Hotel Bremerhaven liegt in unmittelbarer Nähe zum Hafen. (Quelle: The Liberty Hotel)

Nachhaltigkeit im The Liberty Hotel Bremerhaven

Welche Erkenntnisse Christian von Rumohr aus seiner Weiterbildung zum Nachhaltigkeitsmanager gewonnen hat, und welche Maßnahmen im Liberty Hotel Bremerhaven bereits umgesetzt wurden, verrät der Hoteldirektor im Interview in der Ausgabe 1-2/2022 unseres Fachmagazins first class verraten.

Quelle: B&L MedienGesellschaft

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