Er ist Physiker mit langjähriger Erfahrung in der Inhalationstherapie und Aerosoltechnologie sowie Experte bei der European Medicines Agency (EMEA): Dr. Gerhard Scheuch gilt als Deutschlands führender Aerosol-Forscher. Im Interview mit Gabor Steingart für „Steingarts Morning Briefing“ vom Montag erklärte Dr. Scheuch: „Mit dem Lockdown erreichen wir nicht das, was wir erreichen wollen. Man könnte sehr viel gezieltere Maßnahmen durchführen.“
Zuverlässige Filter
Bereits im vergangenen Herbst habe die Gesellschaft für Aerosolforschung ein Positionspapier herausgeben und neben Masken und Lüften vor allem Raumluftfilter als wirksame Maßnahme aufgeführt, um die Übertragung von Coronaviren möglichst zu verhindern. Der Physiker erklärt: „Ich wundere mich, dass in Alten- und Pflegeheimen noch immer keine Raumluftfilter eingesetzt werden.“ Solche Filter würden die Luft ständig säubern und auch Viren zuverlässig eliminieren.
Mit Raumluftfiltern könnten auch Schulen und Kindergärten zumindest im Wechselbetrieb wieder öffnen. Dr. Scheuch: „Ich bin enttäuscht, dass man von der Politik immer wieder hört: ‚Wir wissen jetzt sehr viel mehr‘, aber man nutzt dieses Wissen gar nicht.“
Gesellschaftliche Auswirkungen
„Die Politik wäre gut beraten, die Mahnungen von Dr. Scheuch, der ein ausgewiesener Aerosol-Experte ist, zur Kenntnis zu nehmen. Gerade für Kinder und deren Eltern wird die Lage immer dramatischer. Gleichzeitig Home-Schooling und Home-Office zu organisieren, funktioniert auf Dauer nicht. Die Langzeitschäden, die die kommende Generation davontragen wird, werden immens sein. Das ist unverantwortlich, weil wir mit mobilen Raumluftfiltern schon jetzt Klassenzimmer und Kindergärten, aber auch Besprechungsräume, Büros und Gaststätten Corona-sicher machen können“, warnt auch Irén Dornier (siehe Bild).
Der Enkel des Luftfahrtpioniers Claude Dornier beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema „Saubere Luft in Innenräumen“. Unter dem Motto „Clean Air Solutions“ arbeitet er aktuell mit seiner Firma Dornier NoLimits u.a. an der Lösung des Problems sauberer Luft in Flugzeugen. „Gemeinsam mit Diehl Aerospace sowie weiteren deutschen Partnerunternehmen und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) beteiligen wir uns aktuell an der Ausschreibung „Lufo VI-2“ des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) zum Thema „Sichere Kabine“. Dabei wird eine neu entwickelte Luftreinigungs-Technologie getestet. Auch die Lufthansa hat Interesse an dem Projekt gezeigt und wird die innovative Technologie in einem ihrer A-320 Flugzeuge untersuchen.“, erzählt Dornier.
Welche (weiteren) technischen Möglichkeiten es zur Eindämmung des Virus und zur Reduktion des Ansteckungsrisikos gibt, erfahren Sie in unserem GVMANAGER-Beitrag Lüften als Abwehrmaßnahme.